Coronapandemie 2020: Rückblick und Erfahrungen der BGHM
Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im Jahr 2020 hatte auch Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) unterstützte ihre Mitgliedsunternehmen unmittelbar mit einem umfassenden Servicepaket.
Beinahe täglich gab es zu Beginn der Coronakrise von vielen verschiedenen Stellen neue Informationen, Empfehlungen und Verordnungen. Wo es ging, wechselten Beschäftigte von einem auf den anderen Tag ins Homeoffice, während andere beispielsweise in der Produktion, auf Baustellen oder in dringenden Fällen unter völlig neuen Bedingungen nach wie vor beim Kunden vor Ort arbeiteten. Für Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch für Beschäftigte war es daher nicht leicht, einen verlässlichen Überblick darüber zu behalten, welche Regelungen, Vorschriften und Schutzmaßnahmen in welchen Bereichen des Lebens aktuell galten. Eine aus den Fugen geratene Welt, in der sichere und gesunde Arbeit neu organisiert werden musste.
Schnelle Hilfen und zuverlässige Informationen
Um ihren Versicherten und Mitgliedsunternehmen aus den Branchen Holz und Metall auch in diesen schwierigen Zeiten Hilfestellung zu geben und sie umfassend zu beraten, reagierte die BGHM umgehend mit einem breit angelegten Servicepaket – bestehend aus direkten Informationen und Gesprächen, aber auch Handlungshilfen, Meldungen, digitalen Qualifizierungsangeboten und wichtigen Dokumenten für den betrieblichen Alltag. Sie beobachtete das Infektionsgeschehen kontinuierlich und orientierte ihre Empfehlungen im Wesentlichen an dem SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard, der darauf folgenden SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel, den länderspezifischen Regelungen, dem Infektionsschutzgesetz sowie den Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Am 20. März 2020 schloss die BGHM ihre Standorte für den Publikumsverkehr. Nahezu alle Beschäftigten wechselten innerhalb von wenigen Tagen ins Homeoffice – reibungslos und zügig durch die flexible Arbeitsplatzausstattung.
Ziel der crossmedialen Kommunikationsstrategie der BGHM in dieser Zeit war und ist es, die Mitgliedsunternehmen bestmöglich dabei zu unterstützen, ihre Beschäftigten vor Infektionen zu schützen und den Betrieb gemäß der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel und den jeweils gültigen Vorgaben der Bundesregierung aufrechtzuerhalten. "Uns war schnell klar, dass wir in dieser besonders zu Beginn sehr dynamischen Lage schnell und flexibel reagieren mussten. Gleichzeitig war es uns ein Anliegen, eine zuverlässige Informationsquelle dafür zu sein, wie in Betrieben sichere und gesunde Arbeit auch in dieser Krise rechtskonform und vor allem wirksam gewährleistet werden kann", sagt BGHM-Hauptgeschäftsführer Christian Heck.
Wechsel ins Homeoffice mit flexibler Ausstattung
Mit ihren mehr als 3.000 Beschäftigten ging die BGHM frühzeitig mit gutem Beispiel voran, was den Infektionsschutz betraf: Am 20. März 2020 schloss sie ihre Standorte für den Publikumsverkehr. Nahezu alle Beschäftigten wechselten innerhalb von wenigen Tagen ins Homeoffice – reibungslos und zügig durch die flexible Arbeitsplatzausstattung. Auch von den Schreibtischen zu Hause aus gelang es dank digitaler Ausstattung und moderner IT-Systeme, Versicherten und Mitgliedsunternehmen das umfangreiche Servicepaket zur Verfügung zu stellen und ihnen die benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.
Die digitale Kommunikation funktionierte auch dank diverser Anwendungen, die die BGHM bereits vor der Coronakrise erfolgreich eingeführt hatte, gut: So ermöglicht der geschützte Onlinebereich „meineBGHM“ unter anderem die direkte und papierlose Kommunikation von Mitgliedsunternehmen oder Versicherten mit der BGHM sowie die Übermittlung und Einsicht von Berichten, Akten oder Beratungsanfragen. Das Anwendungssystem vita.APPLICATIONS dient seit vielen Jahren dazu, mit digitaler Unterstützung in elektronischen Akten alle Kernaufgaben einer Berufsgenossenschaft zu organisieren, etwa die Rehabilitation, die Mitgliedsbetreuung, die Beitragszahlungen sowie den Präventionsdienst. Weitere Anwendungen wie die "Gefährdungsbeurteilung online" für Mitgliedsunternehmen gehören inzwischen zum Standardangebot der BGHM und bewähren sich jetzt in der Krise besonders.
Handlungshilfen unterstützen im Betrieb
Ein zentrales und viel genutztes neues Angebot aus dem Servicepaket der BGHM sind die Handlungshilfen mit Maßnahmen zum Schutz vor Coronaviren. Die Berufsgenossenschaft hat diese im März und Anfang April 2020 erstellt und über das Jahr hinweg kontinuierlich an die aktuellen Gegebenheiten angepasst: So konkretisieren die BGHM-Handlungshilfen den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) branchenspezifisch und erleichtern die Umsetzung der Anforderungen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel. Die Handlungshilfen unterstützen holz- und metallverarbeitende Betriebe praxisnah dabei, die empfohlenen aktuellen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus bestmöglich umzusetzen.
Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder Standards, die Einfluss auf den notwendigen Infektionsschutz bei der Arbeit haben, passen die Fachleute der BGHM die Handlungshilfen an. Betriebe sind damit immer auf dem aktuellen Wissensstand.
Neben allgemeinen Handlungshilfen für Betriebe zu Hygienemaßnahmen und psychischer Belastung finden sich spezielle Handlungshilfen, worin die für bestimmte Branchen und Tätigkeiten jeweils gültigen Schutzmaßnahmen übersichtlich und anschaulich dargestellt sind – beispielsweise für die Arbeit auf Baustellen, bei der Maschinenbedienung und in Bezug auf die Raumlüftung. Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder Standards, die Einfluss auf den notwendigen Infektionsschutz bei der Arbeit haben, passen die Fachleute der BGHM die Handlungshilfen an. Betriebe sind damit immer auf dem aktuellen Wissensstand.
FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen
In den Beratungen durch Aufsichtspersonen vor Ort, per E-Mail, per Telefon oder in Onlinesprechstunden kristallisierten sich schon bald häufig gestellte Fragen zur Situation sowie zu speziellen Maßnahmen in Unternehmen heraus. Um diese Fragen und vor allem die Antworten darauf für alle zugänglich zu machen, sammelte die BGHM diese in einem FAQ (frequently asked questions – häufig gestellte Fragen). Die Themen kommen sowohl aus dem Bereich Prävention als auch aus der Rehabilitation. Informationen gibt es dort unter anderem dazu, ob und wann eine COVID-19-Infektion ein Versicherungs- beziehungsweise Leistungsfall sein kann, welche Faktoren das Infektionsrisiko beeinflussen und was in rechtlichen Angelegenheiten rund um die Themen Kinderbetreuung und Homeoffice gilt. Auch dieses Informationsangebot zum Coronavirus, zu versicherungsrechtlichen Fragen und zu Arbeitsschutzmaßnahmen ist online jederzeit einsehbar und wird bei Bedarf aktualisiert.
Unterweisungen und Betriebsanweisungen
Die Musterunterlagen zu Unterweisungen und Betriebsanweisungen sind nützliche Hilfen für Betriebe, um das Infektionsrisiko durch das Coronavirus in die Betriebsanweisung aufzunehmen und Unterweisungen zum Thema Corona zu gestalten. Die Dokumente – eine Musteranweisung "Arbeiten im Betrieb und beim Kunden unter Infektionsgefahr durch das Coronavirus SARS-CoV-2", die Unterweisungshilfe "Betriebliche Maßnahmen zum Infektionsschutz vor SARS-CoV-2" und die "Muster-Unterweisung zum SARS-CoV-2" – dienen als Basis und müssen lediglich an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.
Seminare, Videos, Sprechstunden, Veranstaltungen – digitales Angebot erweitert
Da es im vergangenen Jahr immer wieder nötig war, das Angebot an Präsenzveranstaltungen einzuschränken oder gar ganz einzustellen, hat die BGHM ihr digitales Qualifizierungsangebot stark ausgebaut. Sie entwickelte unter anderem die "Quick and Safe – Praxisinformationen" – rund um die Uhr verfügbare folienbasierte Videos. Virtuelle Sprechstunden mit Expertinnen und Experten der BGHM und Onlineseminare halten den Kontakt zu den Betrieben und die Wissensvermittlung in die Betriebe aufrecht. Darin werden aktuelle und grundsätzliche Fragestellungen der unterschiedlichen Akteure und Akteurinnen des betrieblichen Arbeitsschutzes zu Coronamaßnahmen, aber auch zu allen weiteren Themen der täglichen sicheren und gesunden Arbeit beantwortet. Die offen zugänglichen Lernangebote finden sich im eigens eingerichteten Lernportal, darunter ein Onlinekurs zur "Unterweisung im Betrieb".
Der Corona-Newsroom ist das Herzstück des Servicepakets: Auf der Schwerpunktseite der BGHM sind alle relevanten Informationen, Angebote und weiterführenden Links zusammengestellt.
Die Beratung durch Aufsichtspersonen in den Betrieben wurde und wird damit durch digitale Angebote ergänzt und verstärkt. Sie stehen unter Einhaltung der Hygienevorschriften und der Regelungen der Bundes- und Landesregierungen, der regionalen Behörden vor Ort in den Betrieben zur Verfügung, insbesondere bei schweren oder tödlichen Unfällen, bei Gefahr im Verzug oder wenn der Verdacht besteht, dass die notwendigen Coronaschutzmaßnahmen und -hygieneregeln nicht beachtet wurden. Besondere Beachtung galt und gilt dabei dem Schutz der Beschäftigten. Eine gute Grundlage hierfür bietet der Musterhandlungsleitfaden "Überwachung und Beratung während der Corona-Epidemie" der DGUV.
Um das Thema Arbeitsschutz auch in Krisenzeiten mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten in die Fachöffentlichkeit zu bringen, setzt die BGHM zudem bei Veranstaltungen verstärkt auf virtuelle Angebote: Ein Beispiel dafür ist das zweite Schweißrauchkolloquium der BGHM, das im Herbst 2020 online stattfand und zeigte, dass trotz Kontaktbeschränkungen eine produktive Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure möglich ist. So ging zum Beispiel eine wichtige Kooperation für besseren Arbeitsschutz zwischen der BGHM und dem Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren aus dem Onlinekolloquium hervor.
Alles Wissenswerte auf einer Website: der Corona-Newsroom
Der Corona-Newsroom ist das Herzstück des Servicepakets: Auf der Schwerpunktseite der BGHM sind alle relevanten Informationen, Angebote und weiterführenden Links zusammengestellt. Er bietet damit einen stets verlässlichen Überblick – von aktuellen Meldungen zu neuen Regelungen und Informationen für sichere und gesunde Arbeit über Handlungshilfen für die Praxis und weitere Medien zum Coronavirus bis hin zum Angebot der digitalen Lernformate. Auch Hinweise auf aktuell erforderliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Aktualisierung der Gefährdungsbeurteilung kommen so zuverlässig und verbunden mit hilfreichen Dokumenten oder Tipps in den Betrieben an. Links zu weiteren wichtigen Informationsquellen, sowohl BGHM-intern als auch -extern, runden das Informationsangebot im Newsroom ab. Der Newsroom ist über die Startseite www.bghm.de oder über die URL www.bghm.de/coronavirus unmittelbar zu erreichen.
Coronarelevante Infos – auch in Fachmagazinen
Natürlich war und ist die Coronapandemie auch in den Fachmagazinen "BGHM-Aktuell" und "Arbeit und Gesundheit" ein wichtiges Thema. Die Hefte der BGHM erscheinen im monatlichen Wechsel, sodass Unternehmen und Beschäftigte direkt mit Erscheinen der BGHM-Aktuell Anfang April wertvolle Informationen zu Corona für ihren Arbeitsalltag finden konnten. Das ganze Jahr über spielten Meldungen, Reportagen und Hintergrundberichte rund um die neue Situation eine große Rolle: So war neben grundlegendem Wissen zu Hygiene- und Schutzmaßnahmen auch psychische Stabilität ein Thema.
Die Digitalisierung von Angeboten hat weiter Priorität: In Zeiten der Kontaktbeschränkungen ist sie elementar, um zu informieren und mit den Betrieben im Gespräch zu bleiben.
Beispiele und Maßnahmen aus dem Arbeitsalltag von BGHM-Mitgliedsbetrieben, die sich wegen Corona meist schnell umstellen mussten, zeigten, wie die Arbeitsabläufe mithilfe eines Pandemieplans an die neue Situation angepasst werden konnten. Ein Betrieb gestaltete einen als Präsenzveranstaltung mit langem Vorlauf geplanten Workshop zum Thema "Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung" mit Beteiligung der BGHM kurzerhand erfolgreich in eine Mischung aus virtuellem Treffen und Vor-Ort-Veranstaltung um – selbstverständlich unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln. "Nicht nur wir als Berufsgenossenschaft mussten umdenken und flexibel sein. Die Coronapandemie verlangte von unseren Mitgliedsunternehmen einiges an Kreativität, um weitermachen zu können", sagt Stefan Gros, Leiter Prävention. Das Beispiel zum Workshop zeigt auch: Gerade in Zeiten der Isolation und des Lockdowns, zudem wenn Beschäftigte zusätzlich in Quarantäne sein könnten, wollten die Verantwortlichen im Betrieb mit Unterstützung der BGHM weiter an dem Thema arbeiten.
Kommunikation in Zeiten der Pandemie – Erfahrungen und Lerneffekte
Ziel des Servicepakets der BGHM rund um Corona war und ist es also, die Betriebe dabei zu unterstützen, je nach aktueller Lage ihre bereits bestehenden Regeln, Gefährdungsbeurteilungen und Konzepte zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen sowie sichere und gesunde Arbeit unter diesen neuen Bedingungen zu gestalten. In diesem Jahr mit einer außergewöhnlichen Situation wurden der BGHM immer mehr positive Beispiele bekannt, in denen diese Umsetzung im Betrieb gut funktioniert. Die branchenspezifischen Handlungshilfen spielten und spielen hierbei eine besondere Rolle: Bis Ende 2020 gab es insbesondere während der Lockdownphasen hierauf rund 60.000 Zugriffe.
Wie wichtig es ist, dass die Angebote jederzeit einfach zugänglich sind, zeigt ein Peak an Zugriffen auf Inhalte mit Coronabezug Ende April, also etwa vier Wochen nach Beginn des Lockdowns. Mit dessen nahendem Ende und nach Veröffentlichung des Arbeitsschutzstandards Mitte April suchten Verantwortliche in Unternehmen offenbar vermehrt nach coronarelevanten Informationen, die sie auf der Webseite der BGHM fanden. Die dauerhaft hohen Zugriffe auf den Corona-Newsroom unter www.bghm.de/coronavirus zeigen zudem die anhaltende Relevanz des Themas. Deshalb gilt weiter: Die BGHM beobachtet die Entwicklungen tagesaktuell und stellt für ihre Mitgliedsbetriebe im Corona-Newsroom wichtige Informationen zur Verfügung. Und auch die Digitalisierung von Angeboten hat weiter Priorität: In Zeiten der Kontaktbeschränkungen ist sie elementar, um zu informieren und mit den Betrieben im Gespräch zu bleiben. Werden digitale Angebote gut umgesetzt, dürften Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auch in Zukunft vermehrt digital stattfinden.
Weitere Informationen:
Corona-Newsroom – alle Infos im Überblick: www.bghm.de/coronavirus