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Ausgabe 11/2021

JobPsy – Online-Konfigurator zur Erfassung und Beurteilung psychischer Belastungen

Der von der Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern entwickelte und durch die Universität Greifswald (Lehrstuhl Gesundheit und Prävention) wissenschaftlich begleitete Online-Konfigurator JobPsy bietet praktische, leicht zu handhabende Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen.

Key Facts

  • Der Online-Konfigurator JobPsy unterstützt öffentliche Verwaltungen bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
  • JobPsy ermöglicht es den Unternehmen, ihren eigenen passgenauen Fragebogen zu erstellen
  • Die Anwendung entspricht den aktuellen Empfehlungen von GDA und BAuA

Die Praxis und ihre Stolpersteine

Obwohl das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) bereits seit 2013 explizit vorsieht, dass Gefährdungen durch psychische Belastungen bei der Arbeit zu beurteilen sind, fällt es vielen Unternehmen noch schwer, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin ist für den Gesamtprozess der Gefährdungsbeurteilung verantwortlich.

Die Beurteilung der psychischen Belastung wird fälschlicherweise häufig mit der Beurteilung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten gleichgesetzt. Dabei werden unter psychischen Belastungen lediglich alle Einflüsse verstanden, die auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Es geht also auch bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen um die Beurteilung von Arbeitsbedingungen mit dem Ziel, diese gesundheitsförderlich zu gestalten. Allerdings gibt es im Gegensatz zu anderen Gefährdungen wie zum Beispiel physikalischen, chemischen oder biologischen Einwirkungen kein standardisiertes Messverfahren oder Grenzwerte, die einzuhalten wären. Bei der Wahl des Instrumentes zur Erfassung und Bewertung psychischer Belastungen kann der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin für das Unternehmen eigenständig ein passendes Verfahren auswählen, was diese vor enorme Herausforderungen stellt. Das hat auch Projektleiter Marc Irmer, Arbeitspsychologe bei der Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern und dort verantwortlich für den Fachbereich „Psychische Belastungen“, im Kontakt mit den Mitgliedsunternehmen festgestellt: „Bisher gab es kein für alle Unternehmen passendes Instrument zur Erfassung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. So entstand die Idee, einen Konfigurator zu entwickeln, der es den Unternehmen ermöglicht, ihren eigenen passgenauen Fragebogen zu erstellen. Denn die Relevanz des Themas und die Notwendigkeit, sich damit auseinanderzusetzen, sind nicht mehr von der Hand zu weisen.“ Das hat auch Dirk Kickhefel erfahren, Fachkraft für Arbeitssicherheit beim Landkreis Vorpommern-Rügen: „In der Verwaltung stellen wir auch aufgrund der zunehmenden Fehlzeiten fest, dass die psychischen Belastungen gestiegen sind. Ursachen können berufliche Unterforderung, Überforderung oder auch schlechte beziehungsweise fehlende soziale Beziehungen zu Beschäftigten oder den Führungskräften sein. Diese Belastungsfaktoren sind oft nicht einfach zu greifen und teilweise auch an einzelnen Personen festzumachen.“

Lösung gefunden – JobPsy entwickelt

Mit wissenschaftlicher Unterstützung des Lehrstuhls Gesundheit und Prävention des Instituts für Psychologie der Universität Greifswald wurde deshalb der praxisbezogene Online-Konfigurator JobPsy entwickelt, der als Zielgruppe öffentliche Verwaltungen mit ihren unterschiedlichen Berufszweigen hat. „Es wurden alle Standards und Empfehlungen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zur Erfassung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz berücksichtigt“, so der Projektleiter Marc Irmer.

Feedback aus der Praxis

„Wir konnten in einer Testphase schon erste positive Erfahrungen mit dem Tool sammeln“, erzählt Dirk Kickhefel. „Es ist Schritt für Schritt aufgebaut und nutzerfreundlich. Gemeinsam mit dem Arbeitgeber, der Fachkraft für Arbeitssicherheit, dem Betriebsarzt und auch einem möglichen externen Steuerungsgremium ist es gut umzusetzen. JobPsy geht tiefer in die Bereiche hinein. Die Anwenderinnen und Anwender haben dadurch ein Indiz, kennen mögliche Gründe und können den Konfigurator gezielt einsetzen und die Ergebnisse sinnvoll nutzen.“

Ausblick

„Wir lernen aus den Erfahrungen der Nutzer und Nutzerinnen von JobPsy. Entsprechend den Anforderungen der Unternehmen aus der Praxis entwickeln wir JobPsy stetig weiter. So bleibt JobPsy auf dem aktuellsten Stand der gesetzlichen Anforderungen und bietet optimale Hilfe bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“, so Marc Irmer. „Gerne stellen wir das Tool auch anderen Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand lizenzfrei zur Verfügung. Aktuell können es die Mitgliedsunternehmen der Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern nutzen.“

Wie funktioniert JobPsy?

Nach der Registrierung befinden sich im Dashboard alle Funktionen im Überblick | © Screenshot: www.jobpsy.de

Nach der Registrierung befinden sich im Dashboard alle Funktionen im Überblick ©Screenshot: www.jobpsy.de

Nach Eingabe der grundlegenden Unternehmensdaten kann mit der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung begonnen werden | © Screenshot: www.jobpsy.de

Nach Eingabe der grundlegenden Unternehmensdaten kann mit der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung begonnen werden ©Screenshot: www.jobpsy.de

Herzstück von JobPsy ist die Möglichkeit, eine eigene Beschäftigtenbefragung zu konfigurieren | © Screenshot: www.jobpsy.de

Herzstück von JobPsy ist die Möglichkeit, eine eigene Beschäftigtenbefragung zu konfigurieren ©Screenshot: www.jobpsy.de

Schritt für Schritt werden Nutzende entlang der empfohlenen sieben Prozessschritte bei der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen begleitet | © Screenshot: www.jobpsy.de

Schritt für Schritt werden Nutzende entlang der empfohlenen sieben Prozessschritte bei der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen begleitet ©Screenshot: www.jobpsy.de

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