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Ausgabe 12/2021

Ein Europa für alle Altersgruppen

Die Europäische Kommission diskutiert in ihrem Grünbuch zum Thema Altern, wie demografische Veränderungen als Chance für eine gerechte Arbeitswelt genutzt werden können.

Nachrichten aus Brüssel | © Adobe Stock/somartin
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Ältere Beschäftigte machen einen immer größeren Teil der arbeitenden Bevölkerung aus. Da die Menschen immer länger erwerbstätig sind, rückt neben der Sicherung der Renteneinkünfte das Sicherheits- und Gesundheitsschutzmanagement für diese Gruppe immer mehr in den Fokus.

Die Europäische Kommission hat zu Beginn des Jahres eine breit angelegte Grundsatzdiskussion über die Herausforderungen und Chancen des Alterns angestoßen. Grundlage der Diskussion ist das „Grünbuch zum Thema Altern: Förderung von Solidarität und Verantwortung zwischen den Generationen“. Schwerpunkte des Grünbuchs sind vor allem Fragen zum lebenslangen Lernen, zu einer gesunden Lebensführung und der Notwendigkeit einer höheren Produktivität der Wirtschaft. Aber auch die Herausforderung, eine ausreichende Anzahl von qualifizierten Arbeitskräften zu finden, um die Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege älterer Menschen aufrechtzuerhalten, sowie die Finanzierung angemessener Renten werden thematisiert. Dabei stehen vor allem gesellschaftliche Herausforderungen wie Altersarmut, Generationengerechtigkeit und die durchschnittlich deutlich niedrigeren Rentenansprüche von Frauen im Fokus. Frauen nehmen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeit und werden im Schnitt schlechter bezahlt.

Auch die Arbeits- und Gesundheitsministerinnen und -minister haben sich des Themas angenommen und in ihrer Sitzung des Rates für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) vom 15. Oktober 2021 den sogenannten Lebensverlaufsansatz begrüßt, wonach alle Phasen des Lebens bei der Planung künftiger Initiativen berücksichtigt werden sollen. Insbesondere von Belang sind hier die vielfältigen Herausforderungen eines veränderten Arbeitsmarktes wie die fortschreitende Digitalisierung und der daraus entstehende Bedarf an Fortbildung. Auch erfordere die pandemiebedingte Zunahme von Telearbeit individualisierte Lösungen, zum Beispiel zur Ausgestaltung des Heimarbeitsplatzes. Neben der Anpassung des Menschen an die veränderte Arbeitswelt sei auch eine Anpassung der Arbeitswelt an den Menschen notwendig, so der Ministerrat. Anstrengungen, um allen gerecht zu werden, sind daher erforderlich. Eine alternde und schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hat einschneidende Folgen für die gesamte Gesellschaft. Die Finanzierung aller sozialen Sicherungssysteme sei hier beispielhaft genannt.

Die demografischen Veränderungen sollten jedoch auch als Chance für alle Generationen gesehen werden. Denn Altern ist ja nicht nur für ältere Menschen ein Thema. Alle, gerade auch junge Menschen, sind von der Aussicht auf eine längere Lebenszeit betroffen. Das Grünbuch stellt deswegen auch darauf ab, wie die Teilhabe derzeit unterrepräsentierter Gruppen am Arbeitsmarkt wie Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen verbessert werden kann. Chancen liegen nach Meinung von Dubravka Šuica, EU-Kommissarin für Demokratie und Demografie, in der sogenannten „Silver Economy“. Diese bedingt eine Nachfrageverschiebung nach Produkten und Dienstleistungen, die die spezifischen Bedürfnisse und Vorlieben älterer Menschen widerspiegeln soll. Spezielle Bedürfnisse ergeben sich insbesondere aus Gesundheit und Langzeitpflege. All dies müsse unter Berücksichtigung der damit einhergehenden Anforderungen des Arbeitsmarktes (und der konkreten Arbeitsplätze) an die älteren Menschen gesehen werden, denn diese arbeiten naturgemäß anders als jüngere Menschen. Auf Basis des Grünbuchs soll im Frühjahr 2022 eine umfassende Pflegestrategie veröffentlicht werden.

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