38. Internationaler A+A Kongress: Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Arbeitsschutz
Vom 24. bis 27. Oktober 2023 findet der 38. A+A Kongresses in Düsseldorf statt. Der A+A Kongress wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit e. V. (Basi) organisiert. Basi-Geschäftsführer Dr. Christian Felten gibt im Interview einen Ausblick auf die drei Schwerpunkte: Klimawandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Key Facts
- Der A+A Kongress hat in diesem Jahr drei Schwerpunktthemen: Klimawandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung
- Der Kongress findet vom 24. bis 27. Oktober 2023 in Düsseldorf zeitgleich zur A+A Messe statt
- Zum Programm gehören in diesem Jahr auch der Kongress der WearRAcon Europe für Exoskelett-Technologie und die Herbstkonferenz der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA)
Herr Dr. Felten, der A+A Kongress greift drei aktuelle Themen auf: Das erste ist der Klimawandel. Welche Auswirkungen hat er auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit? Welche wichtigen Punkte finden sich im Kongress dazu?
Felten: Es ist offensichtlich, dass sich der Klimawandel auf die Arbeitsplätze und Beschäftigten in Deutschland und derWelt auswirkt: Eine erhöhte Hitze- und UV-Belastung insbesondere bei Arbeiten im Freien gehört zu den Folgen, die künftig noch stärker spürbar sein werden. Beim A+A Kongress wird es unter anderem darum gehen, welche Präventionsaktivitäten bei den Unfallversicherungsträgern und anderen Akteuren des Arbeitsschutzes im Hinblick auf den Klimawandel am besten wirken. Wir werden diskutieren, auf welchen Ebenen Handlungsoptionen bestehen, welche guten Ansätze es schon gibt und was noch benötigt wird, um sicheres und gesundes Arbeiten unter den Bedingungen klimatischer Veränderungen zu gewährleisten.
Eng verbunden mit dem Thema Klimaschutz ist die Nachhaltigkeit. Da rücken zum Beispiel die Anforderungen an nachhaltige Produkte oder das Recycling in der Kreislaufwirtschaft in den Fokus. Was ist dazu geplant?
Felten: Nachhaltiges Wirtschaften umfasst umweltfreundliche Produktionsverfahren, die untrennbar mit sozialer Nachhaltigkeit und guten Arbeitsbedingungen verbunden sind. Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sind dafür unabdingbar – das hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in seinem Grußwort im Vorfeld des A+A Kongresses hervorgehoben. Die Frage, wie wir die dabei entstehenden Herausforderungen meistern, werden die Referentinnen und Referenten im Austausch mit den Teilnehmenden beantworten. Wir sind gespannt auf die Lösungsansätze.

Ein weiteres Thema des Kongresses ist die Digitalisierung und künstliche Intelligenz, kurz: KI. Welche Aspekte wollen Sie auf dem Kongress dazu thematisieren?
Felten: Die Folgen der Digitalisierung erscheinen im Arbeitsschutz zunächst als große Aufgaben: Wir sind damit konfrontiert, dass immer mehr Menschen flexibel und mobil an unterschiedlichen Orten arbeiten. Begleitend verändern sich Arbeitsprozesse in der Industrie rasant – Sicherheit und Gesundheit müssen sich mit ihnen wandeln. Ich sehe in dieser Entwicklung große Vorteile für den Arbeitsschutz. Durch Digitalisierung, KI sowie durch darauf basierende Assistenzsysteme könnte es gelingen, die klassischen Unfallgefahren in vielen Branchen in weiten Teilen zu beseitigen – ganz im Sinne der Vision Zero. Aber wir dürfen nicht vergessen,dass sich im Zusammenhang mit derDigitalisierung auch neue Herausforderungenergeben, zum Beispiel die zunehmendeArbeitsverdichtung und das Erfordernis,Führung im Unternehmen neu zu denken.Hinzu kommen hohe Anforderungen andas Selbstmanagement vieler Beschäftigter,die nicht allein gelassen werden dürfen.Wenn wir es richtig anstellen und dieDigitalisierung als Vorteil begreifen, aberdaneben auch insbesondere psychischeBelastungen bei der Gestaltung der Arbeitswelterkennen und verringern, kanndie Digitalisierung von großem Nutzen fürSicherheit und Gesundheit bei der Arbeitsein. Aufhalten können und wollen wirsie nicht.
Welche Themen werden abgesehen vonden beiden Zukunftsfragen – Klima undDigitalisierung – noch eine Rolle spielenauf dem A+A Kongress?
Felten: In diesem Zusammenhang kommtmir das Motto der begleitend stattfindendenA+A Fachmesse in den Sinn: Peoplematter – der Mensch zählt. Das heißt, Gesundheitund Resilienz der Mitarbeitenden müssennicht nur erhalten, sondern bestmöglichunterstützt werden. Das stellt Betriebeimmer wieder vor große Aufgaben. Sosind etwa körperliche Gesundheit und Psyche– in der Arbeitswelt wie im Privaten –auf vielfältige Art und Weise miteinanderverknüpft. In Zukunft wird es immer wichtigerwerden, insbesondere berufsbedingteGesundheitsgefahren wie psychische undMuskel-Skelett-Belastungen zu erkennenund zu minimieren.
Dafür ist es aus meiner Sicht bedeutsam,erfolgreiche neuartige Anwendungsbeispieleaus der Praxis des Arbeitsschutzesvorzustellen und zu diskutieren, wie es indem Workshop „Safety II“ unserer österreichischen Kollegen von der AUVA aufdem A+ A Kongress geschehen wird. DieSpezialisten des Instituts für Arbeitsschutzder Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) erläutern in einer Veranstaltungzur „Digitalen Fabrik“, wie Arbeitsbedingungenmithilfe von Softwaresystemenfrühzeitig ergonomisch und wirtschaftlichgestaltet werden können. Und das Bundesarbeitsministeriumbefasst sich in einereigenen Session damit, wie eine Gefährdungsbeurteilungsystematisch für einegute Arbeitsgestaltung bei psychischerBelastung sorgen kann, um nur einigeBeispiele unter den über 40 Sessions desKongresses zu nennen.