Post-COVID-Programm der BG Kliniken

Um der gesetzlichen Unfallversicherung die Bewältigung der Pandemiefolgen zu erleichtern, haben die BG Kliniken frühzeitig reagiert. Gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) wurde das sogenannte Post-COVID-Programm entwickelt, ein Stufenkonzept zur Unterstützung der Unfallversicherungsträger.

Bis zum 30. Juni 2021 wurden in der gesetzlichen Unfallversicherung bereits mehr als 92.000 COVID-19-Erkrankungsfälle als Berufskrankheit und mehr als 7.000 Fälle als Arbeitsunfall anerkannt.[1] Die "S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF),[2] die im Juli 2021 veröffentlicht und unter Beteiligung von Experten und Expertinnen der gesetzlichen Unfallversicherung erstellt wurde, nimmt eine Häufigkeit des Post-COVID-Syndroms von bis zu 15 Prozent an, sodass mit einer Anzahl von mehr als 15.000 Erkrankten im Zuständigkeitsbereich des Siebten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VII) zu rechnen ist.

In den BG Kliniken wurde frühzeitig auf die Herausforderungen der gesetzlichen Unfallversicherung reagiert und gemeinsam mit der besonders betroffenen BGW ein Stufenkonzept zur Unterstützung der Unfallversicherungsträger entwickelt, das sogenannte Post-COVID-Programm.

Post-COVID-Beratung

In einer ersten niedrigschwelligen Stufe wird an allen BG Kliniken, einschließlich der BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall und der BG Ambulanz Bremen, eine Post-COVID-Beratung angeboten, die eine fachärztliche Ersteinschätzung von Versicherten beinhaltet, die an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung leiden. Das Angebot richtet sich ausschließlich an Berufsgenossenschaften und Unfallkassen und hilft den Verantwortlichen der Sachbearbeitung und des Reha-Managements bei der Koordination des Heilverfahrens. Die Beratung, die eine Beurteilung von Vorbefunden durch Aktenstudium umfasst, erfolgt in der Regel durch ein strukturiertes Interview telefonisch oder per Videokonferenz.

Post-COVID-Sprechstunde

Im Anschluss an eine Beratung oder auf Direktzuweisung eines Unfallversicherungsträgers halten die BG Kliniken zur weiteren Diagnostik- und Therapieplanung eine Post-COVID-Sprechstunde vor. Die Untersuchung erfolgt je nach Krankheitsbild durch verschiedene Fachärzte und Fachärztinnen und unter Begleitung des Reha-Managements der zuständigen Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse. Weiterhin kann die Sprechstunde im Rahmen des Post-COVID-Programms auch zur ambulanten Nachbetreuung genutzt werden. Bis Ende Juli 2021 sind in den BG Kliniken circa 500 Erkrankte vorgestellt worden, wobei eine steigende Nachfrage zu verzeichnen ist.

Post-COVID-Check

In sieben von neun BG Kliniken steht der Post-COVID-Check zur Verfügung, ein stationäres, interdisziplinäres, diagnostisches Abklärungsverfahren für besonders komplexe Fälle, das insbesondere für Patientinnen und Patienten mit anhaltenden neurologischen und psychischen Beschwerden infrage kommt. Mittlerweile haben die BG Kliniken mehr als 200 Post-COVID-Checks durchgeführt, die alle im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie untersucht und nachverfolgt werden sollen.

Rehabilitation

In der Rehabilitation von Post-/Long-COVID-Erkrankten verfügt die BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall über die längste und größte Erfahrung. Dort wurden seit Mai 2020 mehr als 230 Betroffene rehabilitiert. Das Angebot richtet sich an Patientinnen und Patienten mit pulmonalen oder kardialen Beeinträchtigungen, persistierender Erschöpfung (Fatigue-Syndrom) sowie psychischen Beschwerden und kognitiven Einschränkungen. Auch alle anderen BG Kliniken haben sich auf die Rehabilitation von Langzeiterkrankten eingestellt. So können sowohl neurologische als auch aktivierende Rehabilitationen, zum Beispiel im Rahmen einer komplexen stationären Rehabilitation (KSR), durchgeführt werden. Dabei werden die bewährten interdisziplinären und interprofessionellen Behandlungspläne speziell an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst. Bislang sind diese Reha-Angebote noch nicht sehr nachgefragt, jedoch wird auch hier – ähnlich wie bei den Sprechstunden – mit einem stark steigenden Bedarf gerechnet.

Insgesamt haben sich die BG Kliniken mit den Unfallversicherungsträgern auf einen sinnvollen gemeinsamen Weg begeben, um die Pandemiefolgen im Rahmen des SGB VII "mit allen geeigneten Mitteln" zum Wohle der Versicherten zu bewältigen.