Europäischer Krebsplan stellt Menschen in den Mittelpunkt

Es war ein bewegender Moment am Weltkrebstag: Die neue Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, gab gemeinsam mit Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides den offiziellen Startschuss für die Arbeit an einem europäischen Krebsplan. Krebs ist ein Thema, das alle angeht, vielleicht weil man selbst betroffen ist oder weil man erkrankte Familienangehörige, Freundinnen oder Freunde sowie Kollegen oder Kolleginnen begleitet. Auch von der Leyen und Kyriakides berichteten von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema. 

Es ist richtig, dass Europa versucht, alle Kräfte zu bündeln, denn gemeinsam kann man viel mehr erreichen. Es war sicherlich auch eine bewusste Entscheidung der Brüsseler Behörde, das Europäische Parlament und nicht die eigenen Räumlichkeiten des Charlemagne-Gebäudes für die Auftaktveranstaltung zu wählen. Damit wurde das starke gemeinsame Engagement der EU im Kampf gegen den Krebs deutlich gemacht. Die Europäische Kommission steht hier nämlich nicht alleine da. Auch das Europäische Parlament engagiert sich schon seit Jahren im Rahmen einer interfraktionellen Arbeitsgruppe „MEPs Against Cancer“ für den Kampf gegen Krebs. Darüber hinaus wurde auf Initiative des deutschen Europaabgeordneten Peter Liese ein Sonderausschuss im Europäischen Parlament gegründet, in dem EU-Abgeordnete die Erwartungen an den europäischen Krebsplan  formulieren werden. Damit ist das Thema auch für das Europäische Parlament zu einer Toppriorität geworden.

Ilka Wölfle ist Direktorin der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung | © Isolde Fastner, DSV
Ilka Wölfle ist Direktorin der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung ©Isolde Fastner, DSV

Zum Glück muss die neue EU-Initiative aber nicht bei null beginnen. Seit vielen Jahren kommen Impulse aus Brüssel. So resultieren zum Beispiel verschiedene Dokumentations- und Archivierungsverpflichtungen von Expositionsdaten gegenüber krebserzeugenden oder mutagenen Stoffen aus einer europäischen Richtlinie. Aber auch auf nationaler Ebene wird schon sehr viel getan, in Deutschland zum Beispiel im Bereich der Forschung. Heller Hautkrebs ist eine chronische Erkrankung und seit 2015 Berufskrankheit. Das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) ermittelt im Forschungsprojekt GENESIS-UV seit einigen Jahren, wie hoch die Exposition von Outdoorworkern gegenüber solarer UV-Strahlung ist. Ziel ist es, das Wissen über die Strahlendosis bei verschiedenen Tätigkeiten zu erhöhen und maßgeschneiderte Präventionskonzepte zu unterstützen. Dies sind nur zwei Beispiele von unendlich vielen Aktivitäten in Europa. 

Warum reicht dieses Engagement nicht aus? Die Zahlen geben eine klare Antwort: In jedem Jahr wird bei 3,5 Millionen Menschen in der Europäischen Union Krebs diagnostiziert. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass die Kommission konkrete Maßnahmen in allen Schlüsselstadien der Krankheit vorschlagen möchte: von der Prävention (Lebensstil, Umweltverschmutzung, Impfung) über die frühzeitige Erkennung und Diagnose bis hin zur Behandlung und dem anschließenden Überleben. Das soll aber nicht alles sein. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, es sei an der Zeit den Blickwinkel zu ändern. Nicht der Tumor solle im Fokus stehen, sondern die Patientinnen und Patienten. Es gehe auch um die nicht sichtbaren psychischen und psychosozialen Folgen der Erkrankung. Stigmatisierung und Diskriminierung müssten verhindert und die höchstmögliche Lebensqualität erreicht werden.