Studierende im Arbeitsschutz qualifizieren

Umweltingenieurinnen und -ingenieure erwerben an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf im Rahmen einer Kooperation mit DGUV Test das Zertifikat Safety Certificate Contractors (SCC). Es bescheinigt wichtige Arbeitsschutzkenntnisse im Bereich Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU).

Führungskräfte haben einen signifikanten Einfluss auf die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit der richtigen Haltung und der notwendigen Handlungskompetenz nehmen sie eine wesentliche Multiplikatorenfunktion für die betriebliche Präventionskultur ein und können durch die Mitgestaltung der Unternehmenspolitik wichtige Rahmenbedingungen schaffen. Sie treten durch ihr eigenes Handeln als Vorbild auf und haben direkten Einfluss auf konkrete Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus können sie deren Kompetenzprofil laufend evaluieren und dafür sorgen, dass sinnvolle Qualifikationen stattfinden und die notwendigen Ressourcen für sicheres und gesundes Arbeiten zur Verfügung stehen und genutzt werden.

Aufgrund der großen Bedeutung der Führungskräfte für die betriebliche Prävention ist die Förderung der frühzeitigen Entwicklung von Kompetenzen im Bereich Sicherheit und Gesundheit für diese Zielgruppe ein zentrales Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung. Gleichzeitig ist gesunde Führung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Unternehmen selbst, denn diejenigen, die in die Sicherheit und Gesundheit des Personals investieren, investieren gleichzeitig in den eigenen langfristigen Unternehmenserfolg und die Wettbewerbsfähigkeit. Denn Menschen, die in einem sicheren und gesunden Umfeld arbeiten, leisten mehr, sind offener für Veränderungsprozesse, fehlen weniger, sind zufriedener und entwickeln eine tiefere Bindung zu ihrem Arbeitgeber beziehungsweise ihrer Arbeitgeberin. Das ist insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel von großer Bedeutung.

Die Konzeptionierung von Qualifizierungsangeboten für Führungskräfte ist eine besondere Herausforderung, da unabhängig vom inhaltlichen Bedarf oder Interesse am Thema Führungskräften häufig wenig Zeit für Weiterbildungen zur Verfügung steht und gleichzeitig ein hoher Anspruch an die Qualität von Angeboten besteht. Zudem sind viele Menschen, die eine Führungsrolle übernehmen, weder im Rahmen ihres Studiums noch in ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit intensiv mit dem Thema in Berührung gekommen.

Positive Haltung zur Prävention frühzeitig fördern

Deshalb ist es eine gute Strategie, zu einem früheren Zeitpunkt mit Angeboten anzusetzen. Studierende übernehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zukunft Führungspositionen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt bereits über Kompetenzen im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit verfügen und eine positive Haltung zur Prävention haben, ist zu erwarten, dass dies ihr Handeln beeinflusst und sie motiviert sind, sich in diesem Bereich aktiv weiterzuqualifizieren. Es stellt sich jedoch die Frage, wie Studierende mit einem entsprechenden Angebot zur Entwicklung dieser Kompetenzen erreicht werden können und wie man sie motivieren kann, dieses Angebot auch zu nutzen.

Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist die Kooperation zwischen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und DGUV Test, dem Prüf- und Zertifizierungssystem der DGUV. In diesem Kooperationsprojekt erwarben rund 50 Studierende der Fakultät Umweltingenieurwesen die Personenzertifizierung Safety Certificate Contractors (SCC).

Das Zertifizierungssystem SCC wurde von sicherheitskritischen Branchen wie der chemischen und mineralölverarbeitenden Industrie für die auf ihrem Gelände arbeitenden Fremdfirmen entwickelt. Es verbindet die Themenbereiche der (Arbeits-)Sicherheit mit Gesundheits- und Umweltschutz (SGU). SCC ist für Hersteller und Dienstleister in verschiedenen Branchen geeignet und mittlerweile international anerkannt. Die SCC-Personenzertifizierung bestätigt dem Inhaber oder der Inhaberin mit einem Zertifikat, dass er oder sie im Bereich SGU über wichtige Arbeitsschutzkenntnisse verfügt.

Zertifizierung bietet Studierenden Wettbewerbsvorteil

Ziel aus Sicht des Arbeitsschutzes ist es, sicherheitsbewusstes Verhalten zu fördern. Insbesondere Führungskräfte sollen mit der Zertifizierung erreicht werden. Aktuell gibt es rund 7.000 SCC-zertifizierte Führungskräfte. Sie tragen neben den Fachkräften für Arbeitssicherheit und weiteren betrieblichen Zielgruppen, die mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit betraut sind, das Wissen in ihre Betriebe. Sie treten als positive Vorbilder auf und gestalten die Strukturen und Rahmenbedingungen, mit denen sie die Grundlagen für gesunde Führung im betrieblichen Alltag schaffen. Auftraggeber setzen eine SCC-Personenzertifizierung und die damit verbundene Prüfung häufig voraus, um sicher sein zu können, dass Dienstleister beziehungsweise Kontraktoren in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit und Umwelt kompetent sind. Eine entsprechende Zertifizierung kann für Absolventen und Absolventinnen sowie Young Professionals also ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil sein. „Der Erwerb des SCC-Zertifikats ist für unsere Studierenden ein interessanter Baustein in der Ausbildung und eröffnet zusätzliche Möglichkeiten im späteren Berufsleben. Es ergänzt den Studiengang hervorragend“, sagt Professor Dr. Stefan Rohse, Lehrgebiet Chemie und Chemikalien-, Pestizid- und Arbeitsschutzrecht sowie Kooperationsleiter vonseiten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

In 24 Unterrichtseinheiten in Präsenz bereitet die Hochschule die Studierenden auf die Prüfung vor, die Voraussetzung für die DGUV Test Zertifizierung ist. Die Seminarinhalte – wie Unfallvermeidung und Sicherheitsmanagement – entsprechen dabei den Lernzielen des SCC-Regelwerks und werden mit DGUV Test abgestimmt. Die Teilnahme an den Seminaren an der Hochschule in Triesdorf wird von DGUV Test als gültige Zulassung für die Prüfung und Zertifizierung anerkannt.

Die Erfahrungen mit Kooperationen zwischen Unfallversicherung und Hochschule zeigen, dass Angebote zur Qualifizierung im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bei den Studierenden auf Interesse stoßen und gut angenommen werden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie Qualifizierungsangebote in Bezug auf Umfang, Inhalt und Format gestaltet sein müssten, um unabhängig von einzelnen Kooperationen Studierende aller Hochschulen und Fachrichtungen optimal zu erreichen. Hier spielen die Ansprache der Zielgruppe und die Vermarktung des Angebots eine wesentliche Rolle. Nur wenn Studierende das Angebot kennen und als sinnvoll bewerten, werden sie es wahrnehmen. Mit Lernangeboten, die allen Studierenden zugänglich sind, könnten zukünftige Fach- und Führungskräfte in großer Zahl erreicht und frühzeitig an das Thema Prävention herangeführt werden. Die Sensibilisierung für sicherheits- und gesundheitsorientiertes Führungsverhalten wird so in der Zukunft einen wesentlichen Einfluss auf die gelebte Prävention in den Betrieben haben.