Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung haben den gesetzlichen Auftrag, in Betrieben und Einrichtungen für eine wirksame Erste Hilfe zu sorgen. Um das zu gewährleisten, stellen sie Informationen zur Verfügung und übernehmen die Lehrgangsgebühren für die Aus- und Fortbildung der Ersthelfer und Ersthelferinnen. 2022 nahmen mehr als zwei Millionen Beschäftigte an diesen Lehrgängen teil.

Schon im Jahr 2015 wurde die Erste-Hilfe-Ausbildung neu konzipiert. Die Lehreinheiten wurden gestrafft, die Praxisnähe der Ausbildung verstärkt und die Fortbildungseinheiten erweitert. Wie hat sich diese Neustrukturierung ausgewirkt? Dieser Frage ist das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) in einer Umfrage nachgegangen. 15.000 Ersthelfer und Ersthelferinnen wurden zu ihren Erfahrungen mit der Aus- und Weiterbildung befragt. Die Rückmeldungen waren positiv, die Neuausrichtung hat sich grundsätzlich bewährt. Einige Fragen blieben allerdings offen. Darunter auch die, welche weiteren Optimierungen möglich sind.

Bei Notfällen am Arbeitsplatz kann es neben körperlichen Verletzungen auch zu psychischen Gesundheitsgefährdungen kommen. Über die akute Belastung hinaus kann das auch mittelfristig zu psychischen und sozialen Beeinträchtigungen sowie zu längerfristigen Störungen führen. Um die psychische Stabilität der Betroffenen zu fördern, empfiehlt die DGUV den Unternehmen, eine Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) vorzuhalten. Aber wo gibt es schon eine PSNV und wie sieht sie aus? Bislang gab es dazu nur wenige Informationen. Die DGUV fördert deshalb eine Studie zur PSNV. Eine Frage ist dabei auch: Wie können die Unfallversicherungsträger die Unternehmen noch besser bei der Nachsorge von Notfallsituationen unterstützen?

Aber der beste Unfall ist immer noch der, der gar nicht erst passiert. „Voneinander lernen für null Unfälle“ – dieses Motto hat sich das 2013 gegründete „Zero Accident Forum“ (ZAF) auf die Fahnen geschrieben. Im ZAF haben sich Unternehmen zusammengeschlossen, deren Ziel es ist, die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle in ihren Betrieben auf null zu reduzieren. Das ist ganz im Sinn der Vision Zero, die eine Welt ohne Arbeitsunfälle und ohne arbeitsbedingte Erkrankungen anstrebt. Vorbild für das Forum ist ein Zusammenschluss finnischer Unternehmen. Dort hatten im Jahr 2021 von 87 ausgezeichneten Betrieben sogar 33 das Ziel null Unfälle erreicht. Das ist ein ermutigender Ansporn.

Ihr

Dr. Stefan Hussy

Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung