Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Anton Pawlowitsch Tschechow war Dramatiker und Arzt. Er lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland. Gedanklich sehr fern für uns, trotzdem gibt es ein von ihm überliefertes Zitat, das für mich sehr gut zu der Situation passt, in der wir aufgrund des Virus seit einem Jahr leben: „Es gibt keine Sicherheit, nur verschiedene Grade der Unsicherheit.“

Wir alle haben diese Grade der Unsicherheit wohl persönlich durchleben müssen, aber auch Unternehmen und Organisationen mussten und müssen damit umgehen. Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und die DGUV als ihr Spitzenverband standen vor einer doppelten Herausforderung: Sie mussten nach innen für ihre Beschäftigten Bedingungen schaffen, die größtmögliche Sicherheit bieten. Deshalb arbeitet zum Beispiel ein großer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit dem Frühjahr 2020 im Homeoffice. Sie mussten aber auch Betriebe und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen, möglichst sicher unter Coronabedingungen weiterarbeiten zu können.

Schon in der Phase des ersten Lockdowns 2020 haben die Unfallversicherungsträger Konkretisierungen des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards für mehrere Hundert Branchen herausgegeben. Es folgten weitere Handlungshilfen für einen infektionsschutzgerechten Betrieb der Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Dies war die Grundlage dafür, dass ein Weiterbetrieb der Wirtschaft trotz im Herbst wieder steigender Infektionszahlen möglich war. Auch der direkte Kontakt zu den Unternehmen – durch Besuche oder Onlinekommunikation – wurde aufrechterhalten, denn der Beratungsbedarf war groß. Manches Mal galt es aber auch, die Umsetzung wirkungsvoller Infektionsschutzmaßnahmen anzumahnen.

Keine Frage, eine besondere Herausforderung bei der Beratung und Überwachung ist die Vielzahl von zuständigen Behörden und Verordnungen. Hinzu kommt die äußerst dynamische Entwicklung des Wissens über COVID-19. Es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten und sachgerecht zu handeln. Die gesetzliche Unfallversicherung ist hier in der glücklichen Lage, auf die Unterstützung ihrer drei Forschungsinstitute zurückgreifen zu können.

Auch das hat das vergangene Jahr gezeigt: Stark ist eine Institution immer dann, wenn sie das Wissen ihrer verschiedenen Glieder zu bündeln vermag.

Ihr

Dr. Stefan Hussy