Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Coronakrise hat den Blick zunächst nach innen gelenkt. Was können wir tun, um die Menschen bei der Arbeit, in der Schule und in ihrem privaten Umfeld vor einer Infektion zu schützen? Welche Gruppen in der Gesellschaft brauchen besondere Unterstützung? Welche wirtschaftlichen Hilfen sind notwendig? Sehr schnell wurde aber auch deutlich, dass diese Krise dauerhaft nur gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern in Europa bewältigt werden kann. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen und in der Krise voneinander zu lernen.

Die meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben verschiedenste – auch branchenspezifische – Maßnahmen ergriffen, um Beschäftigte vor Infektionen zu schützen. Eine interessante Lösung für Kleinunternehmen hat beispielsweise Frankreich entwickelt. Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten wurden aufgefordert, in Präventionsmaßnahmen zu investieren. Dabei wurden bis zu 50 Prozent der Kosten durch staatliche Zuschüsse erstattet. Voraussetzung war eine Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsplätze mithilfe eines interaktiven Online-Tools. Ein interessanter Ansatz, der zeigt: Es ist wichtig, auch bezüglich der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Lehren aus der Pandemie zu ziehen und sie für die Zukunft fruchtbar zu machen.

Diese Ausgabe von DGUV Forum schaut aber noch weiter über den Tellerrand. Wie hat sich die gegenwärtige Krise zum Beispiel auf die Initiativen für eine Verbesserung nachhaltiger globaler Lieferketten ausgewirkt? Die Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit in den Lieferketten war ein Kernthema der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Die DGUV hat sich auf Initiative der Bundesregierung in den vergangenen Jahren insbesondere für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Textilindustrie in Bangladesch engagiert. Ein erstes Fazit der Fachleute ist ernüchternd, aber wenig überraschend: Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Bedingungen innerhalb der Lieferketten aufgrund der wirtschaftlichen Krisensituation durch die Pandemie noch verschlechtern könnten.

Nach der Pandemie wird also viel Arbeit auf uns warten. Wie gut, dass es auch jetzt schon einige Leuchttürme gibt, die uns Auftrieb geben können. Dazu zählt zum Beispiel die VISION ZERO. Sie ist zu einer globalen Erfolgsgeschichte geworden. Ein neuer Leitfaden der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit, den wir hier vorstellen, fügt dieser Geschichte ein neues Kapitel hinzu.

Ihr

Dr. Stefan Hussy