Schutzmasken und Hautbeschwerden – ein häufiges berufsdermatologisches Problem während der Pandemie

Zunehmend erreichen das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) Fragen zu Hautveränderungen, die möglicherweise durch das Tragen einer Maske in der Corona-Pandemie auftreten. Ein Überblick über den jetzigen Wissensstand hinsichtlich möglicher Hautbeschwerden und dermatologische Empfehlungen wird vorgestellt.

Klinische und experimentelle Berufsdermatologie

Die Forschungsschwerpunkte der klinischen und experimentellen Berufsdermatologie des IPA liegen in der Prävention und Verifizierung von Faktoren, die zur Entstehung von berufsbedingten Hauterkrankungen wie Kontaktekzemen und/oder Hautkrebs führen können. Aspekte der Hautpenetration und Veränderungen der Hautbarriere werden in speziell dafür etablierten hautphysiologischen Laboratorien (Bioengineering Laboratories) bearbeitet. Hierzu gehören wissenschaftlich-experimentelle und medizinische Fragestellungen zur Feuchtarbeit, zum Hautschutz unter Handschuhen (Okklusion), zur Hautreinigung und zum Wirksamkeitsnachweis beruflicher Hautmittel. Zu beruflich bedingten Hauterkrankungen wie allergischen und irritativen Kontaktekzemen werden qualitätsgesicherte Begutachtungen durchgeführt, insbesondere im Rahmen der Berufskrankheiten (BK) nach BK-Nr. 5101, BK-Nr. 5102 und BK-Nr. 5103 der Anlage 1 der Berufskrankheitenverordnung (BKV). Zusätzlich erfolgen berufsdermatologische Beratungen und Empfehlungen für staatliche Institutionen und die Präventionsdienste der Unfallversicherungen. Aus der aktuellen Beratungspraxis des IPA werden im Folgenden Hauterscheinungen unter Schutzmasken vorgestellt.

Gesichtsmasken und Hautveränderungen

Das intensive Tragen von Masken ruft in einigen Fällen Hautveränderungen hervor, die entweder hierdurch erstmalig auftreten oder bereits vorbestehende Hauterkrankungen (Dermatosen) im Gesichtsbereich verschlechtern. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen sind aufgrund der berufsspezifischen Tragedauer besonders betroffen.

Aus einer vor Kurzem publizierten Studie zur Prävalenz von Hautbeschwerden im Gesundheitswesen während der Corona-Pandemie geht hervor, dass circa 97 Prozent des befragten Klinikpersonals Hautsymptome vor allem an Nasenrücken, Wangen, Stirn und Händen entwickelt hatten (Lan et al., 2020). Insbesondere bei einer Tragedauer von über sechs Stunden zeigte sich ein erhöhtes Risiko. Beschäftigte beklagten sich über eine schlechtere Verträglichkeit der N95-Schutzmasken, auch wenn in den hautphysiologischen Studien keine Unterschiede zwischen N95- und medizinischen Masken festgestellt werden konnten (Hua et al., 2020). N95-Atemschutzmasken gelten als funktional gleichwertig mit FFP2-Atemschutzmasken. Sie werden vor allem in den USA im Gesundheitsdienst eingesetzt.

Zu welchen Hautveränderungen kann es kommen?

In verschiedenen Studien berichteten die Teilnehmenden über Rötungen, Schuppungen, Brennen, aber auch oberflächlich gelegene offene Hautstellen, sogenannte Mazerationen und Rissbildungen. 50 Prozent beklagten einen Juckreiz. In Studien mit N95-Masken mit einer täglichen Tragedauer von über acht Stunden wurden bei 35 Prozent der untersuchten Personen Hautsymptome festgestellt. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen lagen sogenannte akneiforme Hautveränderungen vor (Foo et al., 2006).

Wie entstehen diese Hautveränderungen?

Die Haut im Gesicht reagiert aufgrund der dünnen Hornschicht besonders empfindlich auf äußere Reize. Es kann zu Störungen der Hautbarriere kommen, die durch hautphysiologische Untersuchungen nachgewiesen werden konnten. Intensität und Dauer der Hautbelastung sowie eine individuelle Prädisposition spielen dabei eine entscheidende Rolle. Zusätzlich bildet sich ein Feuchtigkeitsstau, der einerseits die Integrität der Hornschicht, andererseits aber auch die natürliche Keimbesiedlung der Haut beeinflusst. Dadurch wird die Vermehrung pathologischer Keime begünstigt.

Druck und mechanische Reibung stellen weitere ursächliche Faktoren dar. Hierdurch können Hautirritationen entstehen und sich bestehende Dermatosen  wie zum Beispiel Akne verschlechtern. Erhöhter Druck führt ferner zu einer verminderten Durchblutung der Haut und begünstigt die Ausbildung von offenen Hautstellen (Aguilera et al., 2020).

In einigen seltenen Fällen kann auch eine allergische Reaktion zum Beispiel auf Gummiinhaltsstoffe, Formaldehyd, aber auch seltene Allergene wie Isocyanate auftreten. Die Mehrheit der Hautreaktionen ist jedoch nicht allergischer Natur, sondern reizungsbedingt.

Fazit

Dermatologische Studien zeigen, dass sich durch das Tragen der Masken Akne, Rosacea, Psoriasis, atopisches Ekzem (Neurodermitis), seborrhoisches Ekzeme und periorale Dermatitis (sogenannte Stewardessenkrankheit) verschlechtern beziehungsweise manifestieren können. Diese Hauterscheinungen sind jedoch vorübergehend. Allergien beziehungsweise allergische Kontaktekzeme spielen eine untergeordnete Rolle.

Dermatologische Tipps zur Prävention der Hautbeschwerden

Masken:

1. Eine bakterielle Besiedlung der Masken kann durch den regelmäßigen Austausch reduziert werden.

2. Druckentlastung: Beim Auftreten kleinster Hautwunden sollte eine dermatologische Beratung erfolgen. Prophylaktisch können Druckstellen am Nasenrücken und an den Wangen zum Beispiel mit chirurgischem oder hydrokolloidalem Pflaster abgepolstert werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass insbesondere beim Tragen einer FFP2- oder N95-Maske die Dichtigkeit dadurch nicht beeinträchtigt wird.

 

Adäquate Hautpflege:

Eine adäquate und regelmäßige Hautpflege kann Barrierestörungen verhindern beziehungsweise reduzieren. Zur Pflege des Gesichts wird aus dermatologischer Sicht Folgendes empfohlen:

1. Nur milde, möglichst duftstofffreie, feuchtigkeitsspendende und nicht zu fettige Produkte verwenden.

2. Bevorzugt sollten hydrophile Emulsionen (Öl-in-Wasser-Gemisch) wie Cremes oder Fluids eingesetzt werden.

3. Möglichst sollten bekannte und gut verträgliche Produkte angewendet und nicht häufig ausgetauscht werden.

4. Bei speichelbedingten Reizungserscheinungen der Mund- und Kinnregion können zum Schutz Zinkpasten-haltige Cremes angewendet werden. Die Pflegepräparate sollten nicht zu oft verwendet werden.

5. Make-up sollte nicht unter der Maske angewendet werden.

6. Bei Akne sollte der Fettanteil in den Pflegepräparaten gering gehalten werden. Des Weiteren sollten unter der Maske Therapeutika mit reizenden Substanzen wie Salicylsäure, Benzoylperoxid, Retinoiden möglichst nicht angewendet werden.

 

Hautschonende Reinigung:

1. Eine intensive und häufige Hautreinigung sollte vermieden werden. Milde Syndets sollten bevorzugt eingesetzt werden.

2. Die Reinigung sollte mit lauwarmem Wasser erfolgen.

3. Reizende alkoholische Reinigungslösungen sollten nicht angewendet werden.

Literatur

Aguilera, S.; La Pena, I de; Viera, M.; Baum, B.; Morrison, B.; Amar, O. et al.: The Impact of COVID-19 on the Faces of Frontline Healthcare Workers. In: J Drugs Dermatol 2020, 19, S. 858–864

Foo, CCI; Goon, ATJ; Leow, Y.-H.; Goh, C.-L.: Adverse skin reactions to personal protective equipment against severe acute respiratory syndrome – a descriptive study in Singapore. In: Contact dermatitis 2006, 55, S. 291–294

Hua, W.; Zuo, Y.; Wan, R.; Xiong, L.; Tang, J.; Zou, L. et al.: Short-term skin reactions following use of N95 respirators and medical masks. In: Contact Derm 2020, 83, S. 115–121

Lan, J.; Song, Z.; Miao, X.; Li, H.; Li, Y.; Dong, L. et al.: Skin damage among health care workers manag-ing coronavirus disease-2019. In: J Am Acad Dermatol 2020, 82, S. 1215–1216