Umsetzung der VISION ZERO in Afrika

Seit 2018 wird die Vision Zero erfolgreich in vielen Ländern Afrikas umgesetzt. Aus einer Kampagne hat sich eine Geschäftsstrategie entwickelt, die zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz beiträgt. Die OSHAfrica-Erklärung 2019 zur Umsetzung der Vision Zero wird dabei von vielen afrikanischen Unternehmen herangezogen.

Die 2017 auf dem Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit gestartete Vision Zero-Kampagne überzeugte Menschen weltweit von der Idee, dass alle arbeitsbedingten Verletzungen und Erkrankungen am Arbeitsplatz vermeidbar sind. Die Vision Zero (VZ) wurde danach überall auf der Welt – auch in vielen afrikanischen Ländern – ins Leben gerufen.

Inspiriert durch den Auftakt der Vision Zero-Kampagne in Singapur, begannen auch Akteurinnen und Akteure in Afrika, sich zu engagieren. In zahlreichen Schriftwechseln zwischen mehreren staatlichen Gesundheits- und Sicherheitsinstitutionen, einzelnen Gesundheits- und Sicherheitsfachleuten und der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) wurde über die Einführung und Umsetzung der Vision Zero in ganz Afrika diskutiert. Dies führte zu folgenden VZ-Auftaktveranstaltungen in Afrika:

  • die regionale Einführung der afrikanischen VZ in Abidjan, Elfenbeinküste, am 28. April 2018
  • der nigerianische VZ-Länderstart in Lagos, Nigeria, am 24. Mai 2018
  • der VZ-Länderstart in Accra, Ghana, am 30. Oktober 2018
  • der VZ-Länderstart in Livingston, Sambia, am 14. Dezember 2018

Bedingt durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie verlangsamte sich das Tempo bei den Auftaktveranstaltungen der Vision Zero in den verschiedenen afrikanischen Ländern. Länder wie Südafrika, Kenia, Tansania, Senegal, Kamerun, Simbabwe und andere waren bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 auf dem Weg zur nationalen Einführung der VZ.

Während die Einführung der Vision Zero in Afrika Fahrt aufnahm, stieg gleichzeitig das Interesse von afrikanischen Organisationen aus dem Gesundheits- und Sicherheitswesen, bei der IVSS als Trainer oder Trainerin der Vision Zero zugelassen zu werden. Es gab eine Reihe von Trainern und Trainerinnen, die das bewährte Schulungsmaterial der IVSS nutzten, um VZ-Schulungen in mehreren Ländern Afrikas durchzuführen. Die meisten afrikanischen Organisationen erfuhren von der Vision Zero durch das Engagement dieser VZ-Trainer und -Trainerinnen, durch die Teilnahme an den nationalen VZ-Auftaktveranstaltungen sowie durch weitere Aktivitäten der registrierten VZ-Trainer und -Trainerinnen.

Unternehmen und sektorale Einführungen

Die Vision Zero wird global auf mehreren Ebenen umgesetzt: international, national und auf Unternehmensebene. Innovation ist dabei immer ein integraler Bestandteil der von Natur aus vielseitigen Vision Zero. In Nigeria war deren Einführung auf Unternehmensebene eine beliebte Idee. In Sambia hingegen wurde die sektorale Einführung favorisiert und genutzt. Langfristig erreichen jedoch beide Vorgehensweisen das gleiche Ziel.

Vor der durch COVID-19 verursachten Unterbrechung der Geschäftsabläufe hatten einige Organisationen Interesse an der Einführung der Vision Zero auf Unternehmensebene gezeigt, was als sehr intuitiver Ansatz für das Wachstum und die Verbreitung dieses Konzepts in Nigeria eingestuft wurde. Am 17. Mai 2019 ist es Nigeria gelungen, das erste VZ-Unternehmen in Afrika auszuzeichnen – eine nigerianische Agentur der Regierungsbehörde, die für den maritimen Betrieb im ganzen Land zuständig ist. Es handelt sich um die Agentur für Seefahrt und Sicherheit in Nigeria (englisch: Nigeria Maritime Administration and Safety Agency – NIMASA). Nicht nur die Einführung der Vision Zero auf Unternehmensebene war ein voller Erfolg. Beeindruckend war auch das Engagement der Einrichtungsleitung sowie ihre Bereitschaft, die „7 Goldenen Regeln“[1] der Vision Zero zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit anzuwenden. Diese Einführung war durch die Anwesenheit der Exekutivdirektoren der Organisation gekennzeichnet, die alle gekommen waren, um die Verleihung der „VISION ZERO-Auszeichnung für sicheres Arbeiten“ an den Beauftragten der Agentur für Sicherheit und Gesundheit[2] zu begleiten.

Sambia hingegen konzentrierte sich mehr auf die branchenspezifische Einführung der Vision Zero, ebenfalls eine großartige Strategie, die zu zahlreichen Ergebnissen geführt hat. Diese Einführung wurde durch den sambischen Ausschuss für die Kontrolle des Arbeiterausgleichsfonds (Zambian Workers Compensation Fund Control Board – WCFCB) geleitet. Nachfolgend sind die Branchen aufgelistet, in denen die Vision Zero in Sambia vor dem Ausbruch von COVID-19 eingeführt wurde:

  • Einführung im Agrarsektor in Mkushi, Sambia, am 28. August 2019
  • Einführung im Gastgewerbesektor in Mfuwe, Sambia, am 26. September 2019

Für Sambia bedeutete dies, dass alle Beteiligten in diesen Branchen zusammenkamen, um gemeinsam die Umsetzung der VISION ZERO zu unterzeichnen, darunter auch die „7 Goldenen Regeln“, die in Afrika so populär wurden. Sambia ist im Rahmen der  VZ-Kampagne noch einen Schritt weiter gegangen. Es hat den Bildungssektor mit einbezogen, indem es im Rahmen der VZ zahlreiche Kampagnen in Schulen mit dem Titel „Safe Workers of Tomorrow“ (SWOT) gestartet hat. Die SWOT-Initiative wurde entwickelt, um das Gesundheits- und Sicherheitsbewusstsein von Kindern in der Primär- und Sekundärstufe zu schärfen. Diese Aktion wurde zu einer weiteren sehr erfolgreichen VZ-Initiative.

Die Bemühungen um weitere branchenspezifische Initiativen wurden durch die COVID-19-Pandemie abrupt gestoppt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Einführung der Vision Zero in folgenden Branchen bereits für den Start in Sambia vorbereitet:

  • Kleinbetriebe in der Bergbaubranche
  • Straßen- und Transportbranche
  • Erdölbranche
  • Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbranche

Im Anschluss an die internationale OSHAfrica-Konferenz im Jahr 2019 in Südafrika wurde über eine afrikaweite Veranstaltung diskutiert, bei der die Vision Zero im Mittelpunkt stehen sollte. Die „Vision Zero Africa Conference“ mit Teilnehmenden aus 18 Ländern aus der ganzen Welt fand im November 2021 in Lagos, Nigeria, statt. Inzwischen hat sich die Konferenz zu einer afrikanischen Veranstaltung entwickelt, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Sambia als Gastgeber der zweiten Konferenz im September 2023 bietet Gelegenheit für ein Treffen von Fachleuten aus dem Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz, um zu erfahren, was in vielen Ländern und an vielen Arbeitsplätzen auf dem afrikanischen Kontinent mit und für Vision Zero getan wird.

OSHAfrica ist ein Netzwerk von Fachkräften für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in ganz Afrika. Das Netzwerk wurde 2017 eingerichtet und hat derzeit 570 Mitglieder aus über 40 afrikanischen Ländern. Das übergeordnete Ziel von OSHAfrica ist es, alle afrikanischen Fachkräfte für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit zusammenzubringen, damit sie zusammenarbeiten und Daten austauschen können. Weitere Informationen über OSHAfrica unter: www.oshafrica.africa

Vision Zero als Geschäftsstrategie

Die Vision Zero-Kampagne in Afrika hat sich zu einer Vision Zero-Strategie entwickelt. Dieser Übergang trug dazu bei, dass die Vision Zero als klare Geschäftsstrategie verstanden wurde und nicht nur als eine Kampagne. Das Wort „Strategie“ war für die Vision Zero so etwas wie ein „Game Changer“, mit dem sich viele Unternehmensleitungen und Organisationen mehr identifizieren konnten als mit dem Wort „Kampagne“. Bei den Geschäftsleitungen und Führungskräften von Organisationen, die entweder selbst oder deren Vertretungen an der Einführung von Vision Zero und an Veranstaltungen teilgenommen  haben, stellte OSHAfrica fest, dass sie der Umsetzung von Vision Zero aufgeschlossener und bereitwilliger gegenüberstehen.

Die „7 Goldenen Regeln“ waren sehr einprägsam und die Menschen konnten sich mit ihnen identifizieren. In einem Land wie Sambia hatte ein Unternehmen wie „Zambia Sugar“ bereits vor der Entwicklung der VZ-Strategie ein Programm mit dem Namen „Target Zero“ eingeführt. Für diese Art von Unternehmen war es einfach, ihre bestehenden Programme mit der VZ-Strategie in Einklang zu bringen, indem sie die „7 Goldenen Regeln“ als klaren Leitfaden nutzten. In vielen Städten und Ländern Afrikas gab es Programme mit verschiedenen Namen, die jedoch alle „Zero“ im Namen trugen.

Organisationen und Unternehmen mussten nicht erst von der Vision Zero überzeugt werden. Das Konzept war bereits überzeugend und attraktiv genug. Die Selbstverpflichtung der Führungskräfte, die in den „7 Goldenen Regeln“ an erster Stelle steht, ist so einfach zu befolgen, dass die Organisationen dieser Idee mit Begeisterung nachgingen. Dies ist der ideale Ausgangspunkt für alle weiteren Schritte, die für die Umsetzung der Vision Zero erforderlich sind. In der Anfangsphase wurden die an der Umsetzung der VZ interessierten Organisationen um eine schriftliche Verpflichtung gebeten, was allerdings auf offensichtliche Zurückhaltung stieß, sodass man sich mehr darauf konzentrierte, sie zu ermutigen und zu unterstützen, um zu zeigen, wie die Vision Zero-Strategie ihre Organisationen positiv verändern kann.

Umsetzung der „7 Goldenen Regeln“

Die Umsetzung erfolgt flexibel. Die Muster sind vielleicht nicht überall gleich, aber die Ergebnisse können identisch oder sehr ähnlich sein. Sobald sich die Führungsebene verpflichtet hat, bleibt es der jeweiligen Organisation überlassen, welche der „7 Goldenen Regeln“ sie in einem nächsten Schritt umsetzen möchte. Einige Organisationen verpflichten sich, alle „7 Goldenen Regeln“ auf einmal umzusetzen, während andere sich lieber erst einmal auf einige ausgewählte Regeln konzentrieren und sobald sie in der Lage sind, die nächste goldene Regel in Angriff nehmen. Es gab Fälle, in denen Organisationen die Regeln „In Menschen investieren“ und „Kompetenzen verbessern“ zu einem einzigen Element in ihrem Aktivitätsplan zusammengefasst haben, was sich als richtig erwiesen hat.
Bei dem Versuch, den Grund für diese Verschmelzung herauszufinden, war die Aussage eindeutig: „Sie können die Kompetenzen nicht verbessern, ohne in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren.“ Mit anderen Worten, sie sahen dies als zwei eng miteinander verbundene Regeln an und fassten sie zu einer Regel zusammen, sodass sie nur noch sechs goldene Regeln haben, wobei das Ergebnis am Ende doch das gleiche ist.

Die Benennung von VZ-Zielen – eine weitere goldene Regel – war für die Organisationen bei der Umsetzung kein Problem. Dies ist möglicherweise etwas, mit dem sie bereits vertraut sind. Nun sind sie in der Lage, es als eine der Anforderungen der Vision Zero-Leitprinzipien hervorheben zu können. Sie tun dies mit großer Aufmerksamkeit und Professionalität und dokumentieren es klar und deutlich anhand einer vorab vereinbarten Checkliste. Dies wird als ein unternehmensweites Programm durchgeführt, während Einheiten und Abteilungen auch ihre eigenen, unabhängigen Programme zur Gefahrenerkennung routinemäßig durchführen können. Ein klarer Fall, den OSHAfrica in Nigeria unterstützt hat, war die Nigeria Maritime Administration and Safety Agency, die nach dem Engagement der Leitung einen externen Berater mit der Durchführung der Brandrisikobewertung in ihren beiden Betriebsstätten in Lagos beauftragte. Hierbei handelt es sich um eine sehr bemerkenswerte Leistung im Hinblick auf die Bewältigung von Problemen im Zusammenhang mit Brandgefahren, die in ihren Betrieben keine Seltenheit sind. Erwähnenswert ist auch die verbesserte Berichterstattung über Zwischenfälle in den Organisationen, die damit begonnen haben, diese Daten zu nutzen, um Korrekturmaßnahmen durchzuführen und Ziele für Bereiche festzulegen, auf die sie ihre Aufmerksamkeit richten müssen.

Wenn man die Aktivitäten der Agentur für Seefahrt und Sicherheit in Nigeria seit dem Start der Vision Zero betrachtet, kann man feststellen, dass glaubwürdige Schritte zur Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz unter Anwendung der „7 Goldenen Regeln“ unternommen wurden. Zum Zeitpunkt der Einführung der VZ verfügte die Organisation über keine eigenständige Abteilung für Sicherheit und Gesundheit, vielmehr gab es vereinzelte Maßnahmen, für die verschiedene Abteilungen verantwortlich waren. Heute ist es mithilfe des Leadership-Commitment-Ansatzes gelungen, eine eigenständige Abteilung für Sicherheit und Gesundheit zu schaffen, die von einer qualifizierten Fachkraft in der Funktion eines stellvertretenden Direktors geleitet wird. Dies ist einer der Erfolge der Umsetzung von VZ in dieser Organisation. Mit dieser Entwicklung wurde viel für den Aufbau von Kapazitäten in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit sowie für die Notfallhilfe getan. In jüngster Zeit werden Versuche unternommen, einen Plan für die Etablierung von Telemedizin zu erstellen, um Kadetten und Besatzungsmitglieder von Schiffen, die in nigerianischen Hoheitsgewässern Hilfe benötigen, zu unterstützen. Dem Autor dieses Beitrags wurde mitgeteilt, dass dieser Entwurf zur Genehmigung vorgelegt worden sei. Auch hier laufen derzeit Gespräche mit der Einrichtung für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (englisch: Institution of Occupational Safety and Health – IOSH) über Schulungen und Zertifizierungen für alle Mitarbeitenden dieser Einrichtung, einschließlich der Kadetten in der Ausbildung.

Eine der „7 Goldenen Regeln“ der Vision Zero, die Organisationen in Afrika nur schwer verstehen konnten, ist die Regel Nummer fünf, die sich auf die Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit mit Geräten und Maschinen bezieht. Zwar verfügen einige dieser Unternehmen über bestehende Systeme wie Maschinenschutzvorrichtungen und sie bieten ebenfalls Schulungen für Mitarbeitende zum sicheren Umgang mit diesen Anlagen an. Es besteht jedoch die Notwendigkeit, sowohl das Thema Sicherheit in der Beschaffung von Maschinen als auch in der Lieferkette anzugehen. Viele versuchen noch immer, dieses neue Konzept zu verstehen, aber die Notwendigkeit, die Manager und Managerinnen in Organisationen zum Kauf von sichereren Maschinen zu bewegen, erfordert ein sehr strategisches und taktvolles Vorgehen, wie zum Beispiel die Verwendung von Leitsätzen wie „Es besteht keine Notwendigkeit, Geräte oder Maschinen zu kaufen, weil sie billig sind, sondern wir sollten diese Geräte und Maschinen kaufen, weil sie sicher sind“. Die Manager und Managerinnen konnten sich gut in die Situation hineinversetzen und in einigen Fällen berichteten sie sogar von ihren Erfahrungen mit Beschaffungsprozessen bei der Lieferung von nicht gebrauchstauglichen persönlichen Schutzausrüstungen. Die Umsetzung dieses Aspekts geht aufgrund der Bürokratie sowie des Bedrohungsgefühls der Supply-Chain-Manager in Bezug auf ihre Arbeitsplätze und Einkaufsprozesse nicht allzu schnell voran.

Darüber hinaus konzipieren viele Organisationen sehr kluge Gesundheits- und Sicherheitsprogramme und -veranstaltungen und nutzen dabei die etablierten globalen Veranstaltungen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Informationsbasis. Ebenfalls gestalten sie ihre eigenen Programme, um die aktuellen Fragen zu Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz anzusprechen. Zugegeben, es gibt noch viel Raum für Verbesserungen, aber es ist auch wichtig anzuerkennen, was diese Organisationen bereits erreicht haben, und sie immer weiter darin zu bestärken, weiterzumachen.

Die OSHAfrica-Erklärung 2019

Die OSHAfrica-Erklärung 2019 ist ein Grundsatzpapier, das aus der OSHAfrica-Konferenz in Südafrika hervorgegangen ist. In diesem Dokument wurden die Vorteile, die sich aus der Umsetzung der „7 Goldenen Regeln“ der Vision Zero ergeben, deutlich hervorgehoben. Diese Regeln wurden nicht nur veröffentlicht, sondern auch leicht abgeändert, um den afrikanischen Gegebenheiten im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz gerecht zu werden. Die Aufforderung an die Unternehmen, die VZ-Strategie zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz zu nutzen, war einer der Schwerpunkte dieser Konferenz. Seitdem haben viele Fachleute aus dem Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz in mehreren Städten und Ländern Afrikas dieses Papier nachgefragt, um es an ihren Arbeitsplätzen zu verwenden. Einige der wichtigsten Punkte, die in der OSHAfrica-Version der „7 Goldenen Regeln“ hervorgehoben werden, sind folgende:

  • Notwendigkeit erkennbarer Maßnahmen der Führungskräfte, die für alle Mitarbeitende sichtbar sind; den Worten Taten folgen lassen
  • Einbindung der Communitys in allgemeine Gesundheits- und Sicherheitsprogramme über ein Beteiligungssystem der Gemeinden, das einen großen Teil der Aspekte von Umweltgesundheit und -sicherheit abdeckt
  • Förderung des risikobasierten Denkens und geschlechtsspezifischer Risikobewertungen am Arbeitsplatz unter Berücksichtigung der Variabilität innerhalb des Arbeitsplatzes und des sozialen Umfelds
  • Betonung faktengestützter Ziele mit einer Politik der Umsetzung, Durchsetzung, Überwachung und Bewertung
  • Konsistente Erhebung von Arbeitsschutzdaten auf allen Ebenen (Unternehmen, Land und weltweit)
  • Entwicklung von Überwachungssystemen für Berufskrankheiten mit dem Ziel, Informationen für Präventions- und Kontrollmaßnahmen bereitzustellen
  • Abschaffung von Kinderarbeit und Förderung menschenwürdiger Arbeit
  • Wissen über die menschliche Interaktion mit Maschinen auf dem Weg zur Risikominimierung in der Arbeitsumgebung
  • Gewährleistung des Einsatzes sicherer Ausrüstung zur Verringerung von Gefahren am Arbeitsplatz, da sichere Technologie das Humankapital schützt
  • Förderung des lebenslangen Lernens vom Kindergarten bis ins Erwachsenenalter
  • Prävention durch bildhafte Darstellungen fördern
  • Kultur der Wertschätzung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Verbesserung des sozialen Miteinanders
  • Änderung der Rolle der Arbeitnehmenden bei Sicherheit und Gesundheitsschutz von passiv zu aktiv
  • Sicherstellung der Beteiligung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an der Gestaltung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

Anhand der obigen Ausführungen lässt sich leicht nachvollziehen, woher die Kreativität bei der Umsetzung der Vision Zero-Strategie kam, die dennoch zu den gleichen Ergebnissen führte. OSHAfrica nutzte die „7 Goldenen Regeln“ lediglich, um Bereiche zu verdeutlichen, die dringender Aufmerksamkeit bedürfen, wie im Falle der Kinderarbeit und der Gleichstellung der Geschlechter – zwei Schlüsselthemen, mit denen afrikanische Arbeitsstätten konfrontiert sind. Wie bereits erwähnt, gibt es eine Reihe von Herausforderungen bei der Umsetzung der VZ-Strategie.

Bewertung der VZ-Umsetzungen in Afrika

Aktuell werden die Umsetzungsergebnisse der Vision Zero in Afrika erfasst. Es gibt bereits eine Reihe von Tools, die hierbei unterstützen, wie die von der IVSS (2020) herausgegebenen proaktiven Leitindikatoren. Hat sich die Umsetzung der VZ-Strategie positiv auf die Unternehmen in Afrika ausgewirkt? Die Antwort lautet: Ja, denn die Prozesse zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz haben sich nachweislich bewährt.

Angesichts der offensichtlichen Herausforderungen bei der Bewertung, mit denen einige Organisationen konfrontiert sind, erwägt OSHAfrica, Schulungen für die Hauptbeteiligten zu organisieren, damit sie den Leitfaden für proaktive Leitindikatoren als nützliches Instrument zur Messung der Ergebnisse der Vision Zero-Strategie nutzen können.