Schwerpunkt
Ausgabe 7/2023

Vision Zero

Schwerpunkt

VISION ZERO: ein Weg – ein Ziel

Key Facts:
  • Vision Zero beruht auf dem Ansatz, dass jeder Unfall vermeidbar ist
  • Die Strategie umfasst nicht nur Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, sondern auch das Wohlbefinden auf der Arbeit und den Umweltschutz
  • Es gibt zahlreiche Leitfäden, Broschüren, Videos sowie ein Schulungs- und Consultingangebot für Unternehmen, die bei der Umsetzung der Vision Zero unterstützen

Vision Zero ist eine einfach zu kommunizierende, leicht verständliche und einfach umsetzbare globale Präventionsstrategie, die bereits in vielen Betrieben weltweit eingesetzt wird. Sie basiert auf „7 Goldenen Regeln“ und eignet sich sowohl zur Umsetzung auf nationaler als auch auf Ebene von Sektoren und Unternehmen.

Die VISION ZERO-Erfolgsgeschichte – gemeinsam Handeln für das Leben

Key Facts:
  • Der Beitrag stellt die Vision Zero-Initiative in einen Zusammenhang mit den aktuellen Krisenszenarien, mit denen die Menschen konfrontiert werden
  • Für den betrieblichen Einsatz stehen zu Vision Zero frei zugängliche Werkzeuge zur Verfügung, die alle auf den „7 Goldenen Regeln“ basieren und weltweit nutzbar sind
  • Fünf Zukunftsfelder beschreiben die nächste Phase der Initiative der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) zur Präventionskultur, die sich primär auf die nachhaltige Implementierung von Vision Zero konzentrieren

Mit der im Jahr 2017 in Singapur im Rahmen des Weltkongresses für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ins Leben gerufenen Initiative Vision Zero und den zugehörigen „7 Goldenen Regeln“ hat die IVSS begonnen, eine Erfolgsstory zu schreiben, die vor allem auf Führungskultur, menschengerechte Arbeit, sozialen Dialog und Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur setzt.

VISION ZERO – eine Vision, die das Handeln leitet

Key Facts:
  • Die Präventionsstrategie „VISION ZERO. Null Unfälle – gesund arbeiten!“ der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) startete im Jahr 2014
  • Zielvorgabe war, die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle und neuer Unfallrenten innerhalb von zehn Jahren deutlich zu reduzieren, mindestens jedoch zu halbieren
  • Nach neun Jahren zieht die BG RCI eine Zwischenbilanz

Jeder Arbeitsunfall und jede Berufskrankheit kann verhindert werden, wenn zur richtigen Zeit die geeignete Präventionsmaßnahme getroffen wird. Diese Überzeugung führte 2014 zum Start der Präventionsstrategie Vision Zero bei der BG RCI. Wie sieht es nach neun Jahren mit der Umsetzung und ihren Auswirkungen in den Mitgliedsbetrieben der BG RCI aus?

VISION ZERO, eine nationale Strategie für eine Kultur der Prävention in Luxemburg

Key Facts:
  • Eine regelmäßige Medienpräsenz ist unerlässlich, um das Bewusstsein für eine Kultur der Prävention im Betrieb zu schaffen und um Verhaltensänderungen anzuregen
  • Die „7 Goldenen Regeln“ der Vision Zero sowie weitere Präventionstools bilden eine geeignete Hilfestellung, um eine Kultur der Prävention im Betrieb umzusetzen
  • Angemessene Beratung sowie regelmäßige Informations- und Austauschplattformen sind förderlich für die Unternehmen

In Luxemburg wurde im Jahr 2016 das Konzept der Vision Zero für die Arbeitswelt als eine nationale Strategie eingeführt. Im Jahr 2022 wurde nun bereits die zweite Phase der Vision Zero (2023 bis 2030) eingeläutet, und dies mit Unterstützung der luxemburgischen Regierung. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Umsetzung der beiden Phasen der Vision Zero in Luxemburg.

Umsetzung der VISION ZERO in Afrika

Key Facts:
  • Bereits seit 2018 engagieren sich einige afrikanische Länder im Sinne der Vision Zero zur Vermeidung arbeitsbedingter Unfälle und Krankheiten
  • Die Vision Zero-Kampagne entwickelte sich in Afrika zu einer Strategie, die die Vision Zero auch als Geschäftsstrategie versteht
  • Der in elf Sprachen vorliegende Leitfaden „7 Goldene Regeln“ hilft bei der korrekten Umsetzung des Vision Zero-Konzepts

Seit 2018 wird die Vision Zero erfolgreich in vielen Ländern Afrikas umgesetzt. Aus einer Kampagne hat sich eine Geschäftsstrategie entwickelt, die zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz beiträgt. Die OSHAfrica-Erklärung 2019 zur Umsetzung der Vision Zero wird dabei von vielen afrikanischen Unternehmen herangezogen.

VISION ZERO-Rating System India

Key Facts:
  • Arbeitsunfälle, Gesundheitsschäden und Berufskrankheiten können durch Prävention, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der Verpflichtungen von Unternehmen und Menschenrechten verhindert werden
  • Ziel des Vision Zero-Rating System India ist die Entwicklung einer „Kultur für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit“, um das Ziel Vision Zero durch kontinuierliche Verbesserung zu erreichen
  • Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen wirken sich auch positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen aus

Jede Person hat das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Zahlen der Arbeits- und Wegeunfälle zeigen jedoch, dass diese humanitäre Anforderung weltweit nicht erfüllt ist. Das Ziel des Vision Zero-Rating System India ist, die Vision Zero-Strategie prozessorientiert und nachhaltig in indischen Unternehmen als Präventionsstrategie zu implementieren.

Entwicklung einer nationalen Präventionsstrategie für Punjab/Pakistan auf der Basis von VISION ZERO

Key Facts:
  • Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der DGUV wurde eine nationale Präventionsstrategie für Punjab entwickelt
  • Die Strategie basiert auf der Vision Zero-Initiative der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit und den „7 Goldenen Regeln“ – zehn anspruchsvolle und konkrete Ziele sollen innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden
  • Das Vorgehen ist richtungsweisend für eine neue Kultur der Prävention, passt zum aktuellen strategischen Rahmenkonzept der Europäischen Union und kann von weiteren Ländern genutzt werden

Deutschland unterstützt seit vielen Jahren die nachhaltige Entwicklung der pakistanischen Textilindustrie. Die nationale Präventionsstrategie für Punjab/ Pakistan ist aber ein Meilenstein: Sie basiert auf der Vision Zero und bezieht sich auf alle Wirtschaftszweige. Ziel ist die Entwicklung einer Präventionskultur.

Arbeitsschutzkultur mit VISION ZERO stärken: das Erfolgsbeispiel Grupo Energía Bogotá

Key Facts:
  • Der Elektrizitätssektor in Kolumbien zählte in den vergangenen Jahren zu den drei Wirtschaftssektoren mit der höchsten Sterblichkeitsrate bei Arbeitsunfällen
  • Nach mehreren schweren Unfällen entschied sich die Grupo Energía Bogotá (GEB) für die Einführung des Vision Zero-Modells
  • Ein zweistufiges Konzept zielt auf die kurzfristige Minderung vorrangiger Risiken und die Entwicklung einer Arbeitsschutzkultur ab

Angestoßen durch die Einführung eines neuen Strategieplans erlebte die Grupo Energía Bogotá in Kolumbien einen erheblichen Zuwachs an Bauprojekten. Die betrieblichen Auswirkungen waren massiv und es kam vermehrt zu schweren Arbeitsunfällen. Der Beitrag beschreibt, wie mithilfe der Vision Zero dieser Trend gestoppt werden konnte.

Globale Lieferketten: Eckpunkte des VISION ZERO-Projekts der IVSS Sektion Handel

Key Facts:
  • Die Sensibilität von Unternehmen, Märkten, Kunden und Politik für die Arbeitsbedingungen entlang globaler Lieferketten steigt kontinuierlich
  • Die IVSS Sektion Handel (ISSA Trade) entwickelt derzeit auf der Basis der Vision Zero-Strategie einen Leitfaden, um den Lieferketten-Gemeinschaften ein weltweit einsetzbares Werkzeug zur Status-quo-Ermittlung und Entwicklung von partnerschaftlicher Zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen
  • Der Leitfaden basiert auf einem 5-Stufen-Modell, einer Checkliste „7 Goldene Regeln für Lieferketten“ zur Selbstbewertung und einer Checkliste „SGW+“ für die Partnerinnen und Partner in den Lieferketten

Globale Lieferketten rücken mehr und mehr in den Fokus der kritischen Betrachtung. Der Ruf nach sicheren, sozial gerechten und zugleich nachhaltigen Lieferketten wird stetig lauter. Wie kann das Vision Zero-Projekt der IVSS Sektion Handel (ISSA Handel) hierbei Anleitung geben und allen Beteiligten effektive Hilfe leisten?

Der VISION ZERO-Fund – kollektives Handeln für sichere und gesunde Lieferketten

Key Facts:
  • Der Vision Zero-Fund (VZF) ist das Ergebnis einer Initiative der Bundesregierung im Zuge der G-7-Präsidentschaft 2015, der von den G20 im Jahr 2017 gebilligt wurde
  • Der Fund wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) verwaltet, der die Interessengruppen im Rahmen seines Modells für kollektives Handeln zusammenbringt, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz in globalen Lieferketten zu verbessern
  • Der Fund ist derzeit in Lieferketten in drei Sektoren (landwirtschaftliche Erzeugnisse, Bauprodukte und Textilien) tätig und verwirklicht Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika

Damit der Vision Zero-Fund funktioniert, müssen alle Beteiligten bereit sein, Hand in Hand zu agieren. Denn nur durch kollektives Handeln können die vielfältigen Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit branchenweit angepackt und für sichere und gesunde Lieferketten gesorgt werden.

Agenda

Gefährdungen von Feuerwehreinsatzkräften durch krebserregende Gefahrstoffe im Einsatz

Key Facts:
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte im Jahr 2022 die berufliche Exposition als Feuerwehreinsatzkraft als krebserregend für den Menschen ein
  • Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) sowie umfassende Hygienemaßnahmen minimieren die Aufnahme von Gefahrstoffen
  • Grundsätzlich kann ein individuell erhöhtes Krebsrisiko durch die Brandbekämpfung nicht ausgeschlossen werden

Wie gut ist die Zusammenarbeit von Unfallversicherungsträgern und SAV-Kliniken?

Key Facts:
  • Sachbearbeitende und Mitarbeitende des Reha-Managements der Unfallversicherungsträger wurden 2022 – wie bereits 2016 und 2018 – zu ihrer Zufriedenheit in der Zusammenarbeit mit den Kliniken befragt, die am Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) beteiligt sind
  • Die generelle Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit ist hoch und konnte 2022 nochmals gesteigert werden
  • Unbefriedigend ist weiterhin die Dauer zur Erstellung von Rentengutachten

Im Rahmen der Qualitätssicherung von Heilbehandlung und Rehabilitation nach Arbeitsunfällen wurden Mitarbeitende der Sachbearbeitung und des Reha-Managements der gesetzlichen Unfallversicherungsträger – einschließlich Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) – zu ihrer Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit den beteiligten SAV-Kliniken befragt.

BG Kliniken und Unfallversicherungsträger arbeiten Hand in Hand

Key Facts:
  • Die Onlinebefragung zum Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) bestätigt erneut, dass die BG Kliniken hervorragend auf die Bedarfe der Unfallversicherungsträger eingestellt sind
  • Die Gesamtzufriedenheit mit den BG Kliniken ist mit über 90 Prozent weiter gestiegen
  • Spezifische Anforderungen der Unfallversicherungsträger, zum Beispiel zu Reha-Planung und Reha-Management, werden von den BG Kliniken umfassend erfüllt

Die Kliniken der gesetzlichen Unfallversicherung sind im Rahmen der „Onlinebefragung zur Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit SAV-Kliniken“ Bestandteil der Bewertung. Die von der DGUV durchgeführte Befragung dient der Qualitätssicherung der SAV-Kliniken und liefert für die BG Kliniken wertvolle Hinweise für die Zusammenarbeit mit den Unfallversicherungsträgern.

Uranerzbergbau Wismut – eine Langzeitaufgabe

Key Facts:
  • Die Folgen des Uranerzbergbaus in der früheren DDR beschäftigen die gesetzliche Unfallversicherung bis heute
  • Internationale Forschungskooperationen lassen neue Erkenntnisse zum Risiko strahlenbedingter Gesundheitsschäden erkennen
  • Den Daten aus dem Uranerzbergbau der Wismut kommt eine besondere Bedeutung zu

Der Uranerzbergbau in der DDR hat nicht nur zu großen Umweltschäden, sondern auch zu erheblichen gesundheitlichen Folgen bei den Beschäftigten und ehemaligen Beschäftigten der SAG/SDAG Wismut geführt. Die Umweltschäden zu beseitigen und die gesundheitlichen Folgen zu bewältigen, erfordert bis heute erhebliche Anstrengungen von Bund, Ländern und gesetzlicher Unfallversicherung.

„Wir müssen bei den Menschen sein, sonst können wir nicht für sie da sein“

Key Facts:
  • Kommunikation ist eine Führungsaufgabe
  • Nur gemeinsam können die Unfallversicherungsträger und ihr Verband DGUV erreichen, dass ihre Themen gesellschaftlich wahrgenommen werden
  • Um Menschen von der gesetzlichen Unfallversicherung zu überzeugen, braucht es das Potenzial von Prävention und Rehabilitation

Nach rund 25 Jahren als Pressesprecher und Leiter des Stabsbereichs Kommunikation der DGUV tritt Gregor Doepke in den Ruhestand. Im Interview spricht er über die Bedeutung einer gemeinsamen Marke, Kommunikation als Führungsaufgabe, das Engagement in den sozialen Medien und das Potenzial von Prävention und Rehabilitation, um Menschen zu erreichen.

Nichtverhindern des aktiven Umgehens von Sicherheitsvorkehrungen an einer Maschine als grob fahrlässiger Pflichtenverstoß

Der Aufwendungsersatzanspruch nach den §§ 110, 111 SGB VII setzt die mindestens grob fahrlässige Herbeiführung des Versicherungsfalls durch Haftungsprivilegierte voraus. Stets ist eine Einzelfallentscheidung zu treffen, ob dies der Fall war. Die hier besprochenen Entscheidungen zeigen, dass Sicherheitsvorkehrungen auch in die Praxis umgesetzt und kontrolliert werden sollten.