Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

mehr als fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown haben sich neue Formen der Arbeit wie Homeoffice und mobile Arbeit etabliert. Heute arbeiten Beschäftigte am liebsten hybrid, also mal in Präsenz im Büro und mal auch ortsunabhängig. Das bestätigt die seit 2020 immer wieder aktualisierte Konstanzer Homeoffice Studie. Demnach wollen Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Auch bei den Führungskräften verliert die Präsenzpflicht an Rückhalt. Nur noch knapp ein Viertel von ihnen befürchtet Kommunikationsprobleme durch mobiles Arbeiten.

Doch mit dieser Freiheit gehen neue Herausforderungen einher, insbesondere für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind verpflichtet, auch mobile oder Homeoffice-Arbeitsplätze in ihre Gefährdungsbeurteilung einzubeziehen. Denn gerade dort zeigen sich neue Risiken: Manche Beschäftigte bewegen sich im Alltag deutlich weniger, ergonomische Standards werden am heimischen Schreibtisch nicht immer eingehalten. Einer neuen Online-Befragung zufolge zeigen Homeoffice-Beschäftigte im Vergleich zu Beschäftigten, die ausschließlich im Büro tätig sind, tendenziell ein höheres Risiko für das Auftreten von Muskel-Skelett-Beschwerden.

Gleichzeitig dürfen wir auch die klassischen Büroarbeitsplätze nicht aus dem Blick verlieren. Hier rücken Themen wie die Allergenbelastung in den Fokus. Die Sensibilität der Beschäftigten für die Qualität der Innenraumluft ist deutlich gestiegen. Bisher lagen jedoch kaum belastbare Daten darüber vor, ob die Allergenbelastung in Büros über das Niveau in privaten Haushalten hinausgeht. Gemeinsam mit der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) untersuchte das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) im Rahmen einer Studie die Belastung in Bürogebäuden und zog einen Vergleich zwischen Arbeitsplatz und Wohnung.

Für die Prävention bedeutet all das: Beratung, Unterweisung und die Stärkung der Gesundheitskompetenz werden beim orts- und zeitflexiblen Arbeiten immer wichtiger. Dabei geht es nicht nur um individuelle Lösungen, sondern auch um ein gemeinsames Verständnis von Prävention, das über den Betrieb hinausreicht. Denn gesunde Arbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – egal, ob am Schreibtisch im Büro oder zu Hause.

Ihre

Dr. Edlyn Höller

Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung