Schulsport im Fokus der Präventionsarbeit

Sport in der Schule ist vielfältig. Neben dem Unterrichtsfach Sport werden außerunterrichtliche Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote, Arbeitsgemeinschaften, Pausensport, Schulsportwettbewerbe, Sportfeste und unterschiedlichste Angebote im Rahmen des Ganztags vorgehalten. Neben dem eindeutig zugewiesenen Aspekt der Gesundheitsförderung bedeutet der Schulsport aber auch ein erhöhtes Risiko an Unfällen und damit verbunden Verletzungen.

Ein differenzierter Blick auf das Unfallgeschehen ist notwendig

Die Erfassung des Unfallgeschehens durch die DGUV liefert seit Anfang der 1990er-Jahre konkretere Daten über das Unfallgeschehen in der Schüler-Unfallversicherung (SUV). Neben den Straßenverkehrsunfällen stellt das schulsportliche Unfallgeschehen einen dauerhaften Schwerpunkt dar. Dabei ist ein Großteil der Schulsportunfälle nicht auf technische, sondern auf verhaltensbedingte Ursachen zurückzuführen. Das erschwert die Möglichkeiten der Einflussnahme durch präventive Maßnahmen. Durch empirische Studien[1] insbesondere im Hinblick auf den Sportunterricht ist inzwischen sehr viel mehr über die situativen, organisatorischen und materiellen Zusammenhänge der Unfälle bekannt, als die Unfallanzeige an Informationen übermitteln kann.

Die Ergebnisse der Studien geben zum Beispiel Aufschluss über die unfallauslösenden Bewegungen, die Sportarten mit besonderem Gefährdungspotenzial, Unterschiede in Bezug auf Region und Schulform sowie die individuellen Dispositionen der verunfallten Schülerinnen und Schüler. Es sind nämlich weniger die sportschwachen Schülerinnen und Schüler, die einen Unfall erleiden. Häufig sind sportstarke Schülerinnen beziehungsweise Schüler betroffen, die sich im Vereinssport engagieren und bereit sind, Risiken einzugehen. Auch die sportlichen Vorbilder kommen in der Regel aus dem Vereins- beziehungsweise Leistungssport. Dieses Niveau und diese Bedingungen kann man natürlich nicht eins zu eins auf den Schulsport übertragen, dies wird aber häufig von den Schülerinnen und Schülern eingefordert. In der aktuellen DGUV-Statistik zum Schülerunfallgeschehen[2][2] sind in einer der Abbildungen zu den meldepflichtigen Ballsportunfällen im Verlauf seit 1993 deutlich die Peaks zu erkennen, die sich in den Jahren zeigen, in denen die Nationalmannschaften der Männer sowohl im Handball als auch im Fußball aufgrund der Weltmeisterschaften öffentlichkeitswirksam dargestellt wurden. Das legt die Vermutung nahe, dass diese Sportarten in den jeweiligen Zeiträumen häufiger Inhalt des Sportunterrichts waren.

Diagramm: Meldepflichtige Ballsportunfälle nach Sportart im Zeitverlauf | © DGUV
Meldepflichtige Ballsportunfälle nach Sportart im Zeitverlauf ©DGUV

Schulsportinitiative von Kultusministerkonferenz und DGUV

Mit dem Ziel, Sicherheit und Gesundheit im Sportunterricht zu verbessern, haben die Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) und die DGUV 2019 die gemeinsame Initiative „Sicherheit und Gesundheit im und durch Schulsport“ (SuGiS) auf den Weg gebracht. „Es gilt […] auf der einen Seite den präventiven und gesundheitsförderlichen Gehalt des schulischen Sports zu stärken, ohne auf der anderen Seite seinen Bildungs- und Erlebniswert, dazu gehört insbesondere der Kompetenzerwerb im lernenden Umgang mit Risiken und Wagnissen, zu beschränken.“[3] Ein besonderer Schwerpunkt der Initiative liegt auf den großen Sportspielen, da diese ein erhöhtes Gefährdungspotenzial darstellen und damit einhergehend höhere Unfallzahlen aufweisen.

Die Schulsportinitiative ist für eine Laufzeit von zehn Jahren geplant. Sie wird in einzelnen Phasen auf Bundes- und Landesebene umgesetzt und durch folgende Arbeitspakete (AP) gestützt:

  • o   AP 1 Programmatik und Rahmenbedingungen
  • o   AP 2 Schulmanagement und Schulentwicklung: Schulsport als lernende Organisation
  • o   AP 3 Qualifikation und Personalentwicklung: Professionswissen und berufliche Kompetenz
  • o   AP 4 Selbstevaluation und Unterrichtsentwicklung: Qualitätsmanagement durch Selbstevaluation
  • o   AP 5 Arbeitsmaterialien und Wissenstransfer

Diesen Arbeitspaketen sind unterschiedliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, die Durchführung von Fachveranstaltungen oder auch die Initiierung und Begleitung von Forschungsprojekten zugeordnet. Koordiniert und weiterentwickelt wird die Initiative durch eine Steuerungsgruppe, der Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Organisationen sowie Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler in beratender Funktion angehören.

Damit der Schulsport mit seinen vielfältigen Inhalten einen Beitrag zur Entwicklung guter, gesunder Schulen leisten kann, müssen die unterschiedlichen Zielgruppen wie Schulleitungen und Sportlehrkräfte, aber auch Lehrpläne und Schulprogramme in den Blick genommen werden. Die vereinbarte Zusammenarbeit der Bildungsressorts der Länder und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand ist hierfür unerlässlich und politisch von besonderer Bedeutung.

Literatur

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Statistik Schülerunfallgeschehen 2019, https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3896 (abgerufen am 26.02.2020)

Hübner, H.; Hofmann, R.: Regionale Unterschiede im Unfallgeschehen der Schulen, Münster, 2015

Kultusministerkonferenz; Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Konzeptpapier „Sicherheit und Gesundheit im und durch Schulsport“, https://www.dguv.de/medien/fb-bildungseinrichtungen/dokumente/konzeptpapier-sugis.pdf (abgerufen am 26.02.2020), 2018