Die Roadmap Behindertensport 2024–2026 als Fokus in der Kommunikationsarbeit

Im Rahmen der Aktivitäten zur UN-Behindertenrechtskonvention möchte die DGUV durch die Fokussierung auf Reha- und Behindertensport auch die Themen Inklusion, Gleichstellung, Teilhabe und Barrierefreiheit in der Kommunikation hervorheben. Die unterschiedlichen genutzten Medienformate und -kanäle bieten zahlreiche Möglichkeiten, um die diversen Zielgruppen zu erreichen.

Die Themen Gleichstellung, Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit haben für die gesetzliche Unfallversicherung eine hohe Relevanz. Dies ergibt sich aus ihrem gesetzlichen Auftrag, Prävention und Rehabilitation mit „allen geeigneten Mitteln“ zu gewährleisten. Mit ihren Aktionsplänen von 2012 und 2015 sowie der vom Vorstand der DGUV im Jahr 2018 verabschiedeten Strategie „UN-BRK 2025“ [1] bekennt sich die gesetzliche Unfallversicherung (UV) eindeutig zur Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK).

Ziel der UN-BRK ist die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, indem sie die für alle Menschen gültigen Menschenrechte, darunter das Recht auf Zugang zu Bildung und zur Arbeitswelt, konkretisiert. In der UN-BRK werden verbindliche Regeln zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung festgelegt. Die Strategie UN-BRK 2025 der DGUV besagt, dass diese Regeln als dauerhafte Führungs- und Querschnittsaufgabe in allen Bereichen der gesetzlichen Unfallversicherung verankert werden.

Das von der DGUV selbst gesteckte Ziel lautet, Inklusion im Sinne eines „selbsttragenden Bewusstseins“ mitzudenken und in das alltägliche Handeln selbstverständlich zu integrieren.

Aktiver Sport trägt zur physischen und mentalen Leistungsfähigkeit der Menschen bei. Damit leistet er nicht nur einen Beitrag zur Prävention, zum Beispiel durch ein besseres Körpergefühl, sondern ist auch wichtiger Baustein in der Rehabilitation nach einem Unfall. Er erleichtert die Rückkehr ins soziale und berufliche Leben und kann damit wesentlich zur nachhaltigen Wiedereingliederung der Versicherten in den Arbeitsprozess sowie einer umfassenden Teilhabe am Gemeinschaftsleben beitragen.

Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand der DGUV festgelegt, dass die Unfallversicherung die Möglichkeiten des Behindertensports systematisch nutzt und diese in die Rehabilitation von Unfallverletzten und Berufserkrankten gemäß dem Prinzip „mit allen geeigneten Mitteln“ integriert. An diese Festlegung knüpft der kommunikative Schwerpunkt der „Roadmap Behindertensport 2024–2026“ an. Die hier genannten Jahreszahlen orientieren sich an den Paralympischen Spielen 2024 in Frankreich und 2026 in Italien.

Partner, Ziele, Botschaften und Zielgruppen

Verschiedene Partner nutzen die Medien des Kommunikationsschwerpunktes „Roadmap“ und beteiligen sich auch mit ihren eigenen Projekten. Dazu gehören unter anderem einige Unfallversicherungsträger, aber auch der Deutsche Rollstuhlsportverband (DRS), die BG Kliniken und die Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung (DSV). Es gibt ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS). Weitere Kooperationen sind im Gespräch.

Die „Roadmap“ will noch mehr Menschen mit Behinderung einladen, Sport zu treiben. Ziel ist es, die Motivation und Begeisterung für den Sport zu fördern. Bewegung ist Prävention und fördert die Eigenständigkeit und Gesundheit sowie psychisches Wohlergehen. Aber der Reha- und Behindertensport kämpft noch immer mit vielen Hindernissen. Coronabedingt haben viele Mitglieder die Vereine verlassen. Es gibt zu wenige Sportangebote und es fehlt an barrierefreien Sportanlagen. Umso wichtiger ist es, auf die Bedeutung des Reha- und Behindertensports für die Betroffenen und die Gesellschaft hinzuweisen. Nicht zuletzt ist nach Unfällen der Reha-Sport ein wichtiges Element, um die Gesundung und Reintegration von verunfallten Personen zu fördern.

Die Botschaften der „Roadmap“ will die DGUV deshalb mit verschiedenen Kommunikationsmitteln passgenau an möglichst viele Zielgruppen vermitteln: an Versicherte, Patienten, Patientinnen, Rehabilitanden, Rehabilitandinnen sowie Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende, an Arbeitgebende, Bewerberinnen und Bewerber sowie die eigenen Beschäftigten der Unfallversicherungsträger.

Zwei Handlungsstränge mit verschiedenen Ansätzen

Die „Roadmap“ wird durch zwei Handlungsstränge praktisch umgesetzt.

Im ersten Strang erzählen Versicherte, die einen Arbeits- oder Wegeunfall erlitten haben, in einem über verschiedene Kanäle reichenden Storytelling ihre Geschichte.

Sie berichten aus ihrem Alltag mit einer Behinderung und wie der Sport ihnen nach einem Unfall bei der Rückkehr ins Leben geholfen hat. Deutlich wird in diesen Testimonials: Sport bedeutet auch soziale Teilhabe. Er fördert mentale Stärke und hilft im Umgang mit einem neuen Körpergefühl – egal auf welchem Leistungsniveau. Hervorgehoben wird auch der Teamgedanke, denn es werden auch die Menschen gezeigt, die die Versicherten bei ihrem Sport unterstützen: Reha-Managerinnen und -manager, Physiotherapeuten, Physiotherapeutinnen, Trainer, Trainerinnen, Freunde, Freundinnen und Familie.

Die Kommunikationsmaterialien über die Versicherten werden von den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung sowie den Projektpartnern der „Roadmap“ für ihre Medien genutzt. Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung gab es darüber hinaus eine große Anzeigenschaltung, die in Form von Videomaterial und Anzeigen die Protagonisten und Protagonistinnen der „Roadmap“ präsentierte. Die Inhalte werden auch intensiv über die Social-Media-Kanäle der DGUV und den Unfallversicherungsträgern verbreitet. Die Themen stoßen auf großes Interesse, insbesondere bei den Storytelling-Formaten gibt es immer viel Beteiligung in Form von Kommentaren und Likes. Die Medien zum Storytelling sind auf der Webseite verfügbar: www.dguv.de/deinstart

Britta Wend ist Rollstuhltennisspielerin. Nach einem Unfall im Sportstudium ist sie querschnittgelähmt. Durch Sport hat sie nach dem Unfall ihren Körper neu kennengelernt und ist nun auf dem Weg zu den Paralympischen Spielen in Paris 2024. Britta Wend ist bei der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (UK NRW) versichert. | © Quelle: DGUV
Britta Wend ist Rollstuhltennisspielerin. Nach einem Unfall im Sportstudium ist sie querschnittgelähmt. Durch Sport hat sie nach dem Unfall ihren Körper neu kennengelernt und ist nun auf dem Weg zu den Paralympischen Spielen in Paris 2024. Britta Wend ist bei der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (UK NRW) versichert. ©Quelle: DGUV
Willi Struwe ist Lokführer und hat bei einem Rangierunfall sein Bein oberhalb des Knies verloren. Er ist nach einer erfolgreichen Rehabilitation wieder in seinem Beruf tätig. In seiner Freizeit spielt er Para-Eishockey. Willi Struwe ist bei der Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB) versichert. | © Quelle: DGUV
Willi Struwe ist Lokführer und hat bei einem Rangierunfall sein Bein oberhalb des Knies verloren. Er ist nach einer erfolgreichen Rehabilitation wieder in seinem Beruf tätig. In seiner Freizeit spielt er Para-Eishockey. Willi Struwe ist bei der Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB) versichert. ©Quelle: DGUV
Sabrina Busch ist Hobbysportlerin und fährt unter anderem Handbike. Nach einem Wegeunfall ist sie querschnittgelähmt. Für sie bedeutet Sport soziale Teilhabe am Leben. Sabrina Busch ist Versicherte der Unfallkasse (UK) Rheinland-Pfalz. | © Quelle: DGUV
Sabrina Busch ist Hobbysportlerin und fährt unter anderem Handbike. Nach einem Wegeunfall ist sie querschnittgelähmt. Für sie bedeutet Sport soziale Teilhabe am Leben. Sabrina Busch ist Versicherte der Unfallkasse (UK) Rheinland-Pfalz. ©Quelle: DGUV

In einem zweiten Handlungsstrang nutzt die „Roadmap“ große und kleine Events als Kommunikationsanlässe. Das können sowohl Veranstaltungen von externen Partnern als auch von der DGUV initiierte Projekte sein – wie zum Beispiel der German Paralympic Media Award oder der inklusive Staffellauf R(h)ein Inklusiv (siehe Kasten).

Der von der DGUV gestiftete German Paralympics Award zeichnet herausragende Berichterstattung über den Breiten-, Rehabilitations- und Leistungssport von Menschen mit Behinderung aus. Er ist der größte Medienpreis dieser Art im deutschsprachigen Raum.

Abbildung 1: Markus Rehm erhielt beim German Paralympic Media Award 2023 den Sonderpreis für seine sportlichen Erfolge und seinen Kampf um eine vorurteilsfreie Bewertung der Leistungen von Para-Sportlern. Der herausragende Sportler hat im Jahr 2023 bereits zweimal seinen Weltrekord im Weitsprung verbessert. | © Foto: DGUV / Jan Roehl
Abbildung 1: Markus Rehm erhielt beim German Paralympic Media Award 2023 den Sonderpreis für seine sportlichen Erfolge und seinen Kampf um eine vorurteilsfreie Bewertung der Leistungen von Para-Sportlern. Der herausragende Sportler hat im Jahr 2023 bereits zweimal seinen Weltrekord im Weitsprung verbessert. ©Foto: DGUV / Jan Roehl

Beim inklusiven Staffellauf R(h)ein Inklusiv gehen Menschen mit und ohne Behinderung beim Köln Marathon gemeinsam an den Start. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der DGUV und der Deutschen Sporthochschule Köln.

Abbildung 2: Die Läuferinnen und Läufer beim Abschlussbild zu R(h)ein Inklusiv. Ziel des Projektes ist es, gemeinsam inklusiv Sport zu treiben und vor allem Spaß zu haben. | © Foto: DGUV / Hans Finger
Abbildung 2: Die Läuferinnen und Läufer beim Abschlussbild zu R(h)ein Inklusiv. Ziel des Projektes ist es, gemeinsam inklusiv Sport zu treiben und vor allem Spaß zu haben. ©Foto: DGUV / Hans Finger

Die „Roadmap“ will das öffentliche Interesse an zahlreichen großen und kleinen sportlichen Veranstaltungen und Aktionen bis zu den Winter-Paralympics 2026 in Italien nutzen, um ihre Botschaften zu platzieren. Beispiele dafür im aktuellen Jahr waren die Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para-Schwimmen (IDM) im Mai 2023 und auch der Inklusionslauf des Sozialverbands Deutschland im Juni 2023. Beide Events fanden in Berlin statt und wurden in verschiedenster Weise von der DGUV unterstützt. Die IDM wurde mit Fotos und Interviews für Social Media begleitet. Beim Inklusionslauf liefen Mitarbeitende der DGUV mit, das Event wurde von der internen Kommunikation aufgenommen.

Besondere Aufmerksamkeit zogen die Special Olympics World Games (SOWG) auf sich, die vom 17. bis zum 25. Juni 2023 in Berlin stattfanden. Bei den Wettkämpfen traten Tausende Sportlerinnen und Sportler mit geistigen Einschränkungen in 26 Sportarten gegeneinander an. Das Event war die bislang weltweit größte inklusive Sportveranstaltung dieser Art. Rund 330.000 Besucherinnen und Besucher feuerten die Sporttreibenden an.

Als Partner der SOWG engagierte sich insbesondere die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), denn bei dieser Berufsgenossenschaft sind die Mitarbeitenden der Behindertenwerkstätten versichert. Gerade Menschen mit geistiger Behinderung profitieren von sportlicher Aktivierung, sie entwickeln Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und ein verbessertes Körpergefühl. Das trägt auch dazu bei, Unfälle zu vermeiden, somit leistet Sport auch einen Beitrag zur Prävention. Aktiv im Rahmen der SOWG war auch der Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg. Er nahm am Host-Town-Programm der Spiele teil und empfing die Delegation aus Nordmazedonien.

Abbildung 3: Die DGUV veröffentlichte mit dem Berliner Tagesspiegel, der BGW und den World Games eine Sonderveröffentlichung zu den Wettkämpfen in Berlin | © Quelle: DGUV
Abbildung 3: Die DGUV veröffentlichte mit dem Berliner Tagesspiegel, der BGW und den World Games eine Sonderveröffentlichung zu den Wettkämpfen in Berlin ©Quelle: DGUV

Passend zur „Roadmap“ unterstützt die DGUV ebenfalls in einer langen Partnerschaft ein Schülerzeitungsprojekt des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Sachsen-Anhalt e. V. (BSSA), in dem Berufsschülerinnen und -schüler einmal jährlich über inklusiven Sport berichten. Die Unfallkasse Sachsen-Anhalt (UK ST) hat mit dem BSSA, dem BG Klinikum Bergmannstrost Halle und dem DRS außerdem das Schulprojekt „Bewegung verbindet – Rollstuhlsport macht Schule“ initiiert, das die DGUV fördert. In dem Projekt werden den Schülerinnen und Schülern Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Behinderung genommen.

Für weitere sportliche Großereignisse der nächsten Jahre sind ebenfalls Kooperationen und/oder eine begleitende Kommunikation der Events über die Medien der DGUV und der Projektpartner geplant. Die Invictus Games, paralympische Wettkämpfe für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten, die im September 2023 in Düsseldorf stattfinden, werden insbesondere in den Social-Media-Kanälen kommunikativ begleitet. Die Invictus Games sind auch deshalb thematisch relevant für die Unfallversicherung, da kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten ab 2025 bei der UVB versichert sein werden. Parallel zu den Invictus Games findet die Messe Rehacare in Düsseldorf statt. Der Hauptwettkampfort befindet sich in räumlicher Nähe zum Messegelände, sodass die Besucherinnen und Besucher der Messe auch die Wettkämpfe besuchen können. Die DGUV ist mit einem Messestand auf der Rehacare vertreten.

Abbildung 4: Titelbild der Paralympics Zeitung zu den Sommerspielen in Tokyo 2021 | © Quelle: DGUV
Abbildung 4: Titelbild der Paralympics Zeitung zu den Sommerspielen in Tokyo 2021 ©Quelle: DGUV

Auch die „Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games“ in der Rhein-Ruhr-Region sind für eine Kooperation im Gespräch, da sie einen Ansatzpunkt für die Beteiligung der Unfallkassen bieten. Bei dem internationalen Sportevent steht der Hochschulsport im Fokus, rund 10.000 Athletinnen und Athleten werden sich in 18 Sportarten messen. Für die 24. World Transplant Games, die Weltspiele für Menschen mit Organtransplantationen, hat Dresden als Austragungsort den Zuschlag erhalten. Durch das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) und das ebenfalls dort angesiedelte Kongresszentrum der DGUV bieten sich auch hier Möglichkeiten für Kooperationen.

Angedockt an Projekte, die bereits seit dem Jahr 2000 durchgeführt werden, wurde seit dem Projektstart der „Roadmap“ im September 2022 schon viel bewegt, um das Thema Reha- und Behindertensport in den Medien präsenter zu machen. Jedoch ist es noch ein weiter Weg, bis soziale Teilhabe, Gleichstellung, Inklusion und Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des Lebens zur Selbstverständlichkeit werden.

Weitere Informationen zur „Roadmap Behindertensport 2024–2026“ und den einzelnen Projekten der DGUV im Behindertensport erhalten Sie hier: www.dguv.de/rehasport.[1]