Nachhaltige Veranstaltungen: Mehr als Ökostrom und Fair-Trade-Kaffee

Nachhaltigkeit hat sich auch im Veranstaltungsbereich von einem Nice-to-have zu einem Must-have-Thema entwickelt. DGUV Congress, das Tagungszentrum am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) in Dresden, ist auf dem Weg, Veranstaltungen nachhaltiger zu gestalten. Wie das gelingen kann – dabei hilft ein Leitfaden des Bundesministeriums für Umwelt mit nützlichen Hinweisen. 

Die Handlungsfelder für mehr Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen sind vielfältig. Neben den ökologischen Ansatzpunkten zur Ressourcenschonung, wie Mobilität, Energie, Unterbringung von Gästen, Catering, Beschaffung und Abfallmanagement, gehören auch Themen der sozialen Verantwortung dazu, beispielsweise Inklusion und Gleichstellung, Barrierefreiheit sowie soziale Standards.

Nachhaltige Veranstaltungen bei DGUV Congress

Ausgehend von den Kernthemen der DGUV prägen viele Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit schon immer das Handeln von DGUV Congress. Mit dem Umbau des Tagungszentrums im Jahr 2011/12 wurden barrierefreie Zugänge angelegt. Auch ökologische Aspekte sind in den Fokus gerückt. Die Kombination aus sicher, gesund und nachhaltig ist dem IAG wichtig.

Unter dem Motto „Menschen versammeln, erreichen, bewegen – nachhaltig“ stand das Thema 2019 bei der Veranstaltungsreihe DGUV Congress Netzwerkstatt im Mittelpunkt. Das Format bot den Anwesenden Impulse für nachhaltige Veranstaltungen – sowohl unter den Aspekten der ökologischen und sozialen Verantwortung als auch beim Thema nachhaltiger Wissenstransfer.

2020 wurde eine systematische Analyse der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit im IAG durchgeführt (siehe Beitrag von Dr. Maria Klotz, S. 3). Auch der Bereich Kongressmanagement wurde dabei ausführlich untersucht.

Ergebnisse der systematischen Bestandsaufnahme

Die Analyse zeigt den aktuellen Stand. Beim Catering ist DGUV Congress auf einem guten Weg: Im Tagungszentrum ist eine Küche eingerichtet, die mit eigenen Geräten und Mehrweggeschirr hilft, Müll und zusätzliche Lieferwege zu vermeiden. Zudem bevorzugt das IAG regionale Catering-Anbieter mit saisonalen Speisen. Zunehmend wird auch von den Kunden und Kundinnen vegetarisches Essen favorisiert. An den Kaffeestationen gibt es Fair-Trade-Kaffee. Eines der nächsten Projekte ist die Installation von leitungsgebundenen Wasserspendern, um den Verbrauch von Plastik- und Glasflaschen zu minimieren.

In puncto Mobilität ist der Standort vorteilhaft, da er sehr gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden ist. Zudem besteht für das Veranstaltungsticket eine Kooperation mit der Deutschen Bahn, um zu Anreisen per Zug zu motivieren. Das Hotel auf dem Gelände der DGUV Akademie bietet Unterkunftsmöglichkeiten für Veranstaltungsgäste und reduziert so weiteren Pendlerverkehr.

Verbrauchsmaterialien werden, soweit möglich, eingespart. So stehen Tagungsunterlagen nicht mehr gedruckt auf Papier, sondern digital zur Verfügung. Außerdem werden Give-aways vermieden. Wenn doch gefordert, so wird auf Nachhaltigkeit bei Produktion und Nutzung geachtet.

Ausbaupotenzial besteht bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen. Hier ist das IAG an Ausschreibungsverfahren gebunden. Jedoch konnte kürzlich bei der erneuten Ausschreibung der Catering-Dienstleistungen erstmalig der Aspekt Nachhaltigkeit eingebracht und damit bei der Angebotsbewertung auch auf qualitative Zuschlagskriterien gesetzt werden.

Digitale Veranstaltungen und Nachhaltigkeit

Können digitale Veranstaltungen eine Lösung sein, um nachhaltiger zu werden? Ja und nein. Auf der einen Seite kann CO2 eingespart werden, da bei Online-Veranstaltungen kaum Anreisewege oder Hotelunterbringungen anfallen. Mobilität und Übernachtungen sind die größten CO2-Treiber bei konventionellen Präsenzveranstaltungen. Auf der anderen Seite stehen die gestiegenen Strombedarfe sowie die Anschaffung neuer Technik.

Unter Nachhaltigkeit versteht DGUV Congress im Veranstaltungsbereich aber auch den Aspekt des Wissenstransfers und des partizipativen Lernortes. Veranstaltungen dienen hier in erster Linie der Weiterbildung, Lösungsentwicklung und Vernetzung. Diese Ziele sind in einem physischen Umfeld mit dem zugrunde liegenden Erlebnischarakter einer Präsenzveranstaltung nachweislich effektiver zu erreichen. Hier ist klar: Tagungen und Kongresse vor Ort sind nicht ersetzbar.

Dagegen dürfen kürzere Formate der reinen Informationsvermittlung hinterfragt werden. Die Auswirkungen der Pandemie hin zu einer verstärkten Digitalisierung haben gezeigt, dass digitale Veranstaltungen großes Potenzial haben – auch mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit. Wenn es aber darum geht, dass sich Teilnehmende einbringen, vernetzen und gemeinsam Lösungen für ihre Praxis erarbeiten, überwiegen die Vorteile von Präsenzveranstaltungen ganz klar.

Was Veranstalterinnen und Veranstalter beachten sollten

Veranstaltungen nachhaltiger auszurichten, beginnt mit dem Bewusstsein für die aktuell dringenden Fragen um Klimakrise und Gesellschaft. Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme der bisher eingesetzten Ressourcen und Leistungen – sowohl in ökologischer wie auch in sozialer Hinsicht. Hierfür kann die Checkliste aus dem Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen vom Bundesministerium für Umwelt (BMU)[1]hilfreich sein.

Bevor eine konkrete Planung einer Veranstaltung beginnt, wird das Veranstaltungsformat (physisch, online, hybrid) anhand der Ziele (zum Beispiel Informationsvermittlung, Vernetzung, Wissenstransfer) und Zielgruppen ausgewählt. Welchen Mehrwert soll die Veranstaltung den Gästen bieten? Danach ist Arbeitspaket für Arbeitspaket zu prüfen, wo und wie, sowohl in physischen wie auch in digitalen Veranstaltungsformaten, mehr Nachhaltigkeit Einzug halten kann.

Hierbei kann etwa das 5R-Prinzip zur Ressourcenschonung zurate gezogen werden: Refuse (ablehnen/vermeiden), Reduce (reduzieren), Reuse (wiederverwenden), Recycle (verwerten) und Rethink (umdenken). Braucht es unbedingt Veranstaltungsunterlagen aus Papier? Müssen Dienstleistungen aus einer anderen Stadt hinzugeholt werden? Braucht das Catering ein Fleischangebot? Wie können Lebensmittelabfälle vermieden werden? Wie können die für eine Veranstaltung produzierten Aufbauten weiterverwendet werden? Längerfristig gilt es, strukturelle Weichen zu stellen, die unter anderem die Infrastrukturen (zum Beispiel Energie), Materialbeschaffungen und Partnerdienstleistungen (zum Beispiel Rahmenverträge) umfassen.

Der Weg zu nachhaltigeren Veranstaltungen

Intern soll das Thema Nachhaltigkeit – unter anderem mit Unterstützung der IAG-Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit – auf strukturierte Füße gestellt und den Zielgruppen zugänglich gemacht werden.

Als Arbeitsbereich der DGUV sieht sich DGUV Congress klar in der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Die Transformation ist ein kontinuierlicher und auch kreativer Prozess, zu dem alle Beteiligten – Veranstaltende, Teilnehmende, Dienstleistende und natürlich die Kolleginnen und Kollegen zur aktiven Mitgestaltung eingeladen sind.

Quellen

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Agenda 2030. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, https://www.bmz.de/de/agenda-2030 (aufgerufen am 30.11.2021)

Courth, M. (07/2020): Sind virtuelle Events wirklich grün? Digitale Veranstaltungen im Nachhaltigkeits-Check, https://www.event-partner.de/business/digitale-veranstaltungen-im-nachhaltigkeits-check/ (aufgerufen am 30.11.2021)

Klotz, M. Analyse der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Beispiel des Instituts für Arbeit und Gesundheit (IAG) der DGUV, In: Sicherheitsingenieur. Fachzeitschrift für betriebliches Sicherheitsmanagement und Prävention, Ausg. 10/2021, S. 10-14, Konradin Mediengruppe 2021.

Ronft, S. (Hrsg.): Eventpsychologie. Veranstaltungen Wirksam Optimieren. Grundlagen, Konzepte, Praxisbeispiele. Springer Fachmedien, Wiesbaden GmbH 2021.

Schultze, M. (05/2021); Testlab BOCOM: Was wir gelernt haben (2) https://www.gcb.de/de/germany-meetings-magazin/lets-talk-gcb/testlab-bocom-2 (aufgerufen am 30.11.2021)