Neuer Schub für das Land der Ideen – DGUV Ideen-Treffen aktualisiert

Auf der betrieblichen Ebene entscheiden oft die Beteiligungsmöglichkeiten der Belegschaft darüber, ob und wie Ideen eingebracht und Innovationen erfolgreich umgesetzt werden können. Das DGUV Ideen-Treffen kann dabei helfen, kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu erzielen sowie Sicherheit und Gesundheit, aber auch die Qualität der Arbeit insgesamt zu fördern.

Gute Ideen sind unverzichtbar

Ob es um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie den Strukturwandel und den demografischen Wandel geht oder auf betrieblicher Ebene um die kontinuierliche Erarbeitung sicherer und gesunder Arbeitsbedingungen oder die erfolgreiche Entwicklung der Unternehmen – gute Ideen sind unverzichtbar. Deutschland, das „Land der Ideen“[1], ist angewiesen auf diese wertvolle Ressource, die in den Köpfen der Menschen potenziell angelegt ist und ohne die weiterführende Innovationen undenkbar sind.

Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung[2] werden insbesondere die Klimakrise, der verschärfte globale Wettbewerb, die Verteidigung der demokratischen Werte und die Digitalisierung als wichtige Themenfelder genannt. Zum Arbeits- und Gesundheitsschutz heißt es dort, es sei für den Erhalt des „hohen Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der sich wandelnden Arbeitswelt“[3] zu sorgen. Darüber hinaus wird die Anpassung an neue Herausforderungen hervorgehoben, und zwar insbesondere die Bedeutsamkeit der psychischen Gesundheit sowie der Unterstützung vor allem kleinerer und mittlerer Unternehmen im Rahmen der Prävention und Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.

Aus Sicht der gesetzlichen Unfallversicherung bedeutet dies, genau zu beobachten, welche neuen Geschäftsmodelle entstehen – einhergehend mit den bedeutsamen Veränderungen oder gar dem Wegfall ganzer Branchen. Dabei sind die Veränderungen bezüglich der Unfallrisiken und Unfallquoten, aber auc

In der neu überarbeiteten Version wurde der Ablaufplan auf der Grundlage praktischer Erfahrungen vereinfacht. Zusätzliche Moderationstipps wurden ergänzt.

Auch wenn das Instrument im Kern über die Zeit gleich geblieben ist, wurden die Anwendungsfelder kontinuierlich erweitert. So wurden beispielsweise die psychische Belastung in der Gefährdungsbeurteilung und der Einsatz im Arbeitsschutzausschuss (ASA) aufgenommen. Darüber hinaus beschreiben Erklärvideos[4] die Anwendung des Tools.

Die neue und erweiterte Auflage enthält drei zusätzliche Anwendungsbereiche:

·        mitarbeiterorientierte Ergänzung der Gefährdungsbeurteilung

·        Ableitung von Maßnahmen nach einer Mitarbeiterbefragung

·        Sicherheitskultur verbessern: Sicherheit und Gesundheit gemeinsam leben

h der arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren in geeigneter Form zu berücksichtigen. Dies führt aufseiten der Unfallversicherungsträger auch immer wieder zu neuen oder flexibel angepassten Methoden und Instrumenten der Prävention. Ein Beispiel hierfür sind die DGUV Ideen-Treffen, die bei den Präventionsdiensten der gesetzlichen Unfallversicherung bereits seit Längerem als bewährtes Instrument gelten und nun aktualisiert worden sind.

Die DGUV Ideen-Treffen – aus der Praxis für die Praxis

Die DGUV Ideen-Treffen wurden 2007 als Methode für Kleinbetriebe entwickelt. Ziel war ein Interventionsinstrument, mit dem Probleme in der betrieblichen Zusammenarbeit kontinuierlich ohne externe Unterstützung besprochen und gelöst werden können. Dabei liegt der Fokus auf der Lösung der Probleme. Die Beteiligung der Beschäftigten, ihre Ideen und Überlegungen präsent zu machen und den Betrieb dadurch Stück für Stück zu verbessern – das ist der zentrale Gedanke der Ideen-Treffen. Durch die flexibel zu gestaltenden Rahmenbedingungen ist das Instrument inzwischen in jedem betrieblichen Kontext einsetzbar – sei es im Groß- oder Kleinbetrieb, in der gewerblichen Wirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung.

Wie laufen die DGUV Ideen-Treffen ab?

Im ersten Schritt werden die beteiligten Personen gefragt, was aus ihrer Sicht bei der Arbeit gut läuft und was verbessert werden könnte. In Schritt zwei wird aus den Verbesserungswünschen ein Thema ausgewählt. In Schritt drei sammeln die Beschäftigten Ideen, um das Problem zu lösen oder die Situation zu verbessern. Die Ideen werden anschließend bewertet, um eine gute und praktikable Lösung für alle zu finden. Alle Lösungen können in einem Aufgabenblatt mit Zuständigkeit und Zeitplan festgehalten werden.

Was ist neu bei den DGUV Ideen-Treffen?

In der neu überarbeiteten Version wurde der Ablaufplan auf der Grundlage praktischer Erfahrungen vereinfacht. Zusätzliche Moderationstipps wurden ergänzt.

Auch wenn das Instrument im Kern über die Zeit gleich geblieben ist, wurden die Anwendungsfelder kontinuierlich erweitert. So wurden beispielsweise die psychische Belastung in der Gefährdungsbeurteilung und der Einsatz im Arbeitsschutzausschuss (ASA) aufgenommen. Darüber hinaus beschreiben Erklärvideos[4] die Anwendung des Tools.

Die neue und erweiterte Auflage enthält drei zusätzliche Anwendungsbereiche:

  • mitarbeiterorientierte Ergänzung der Gefährdungsbeurteilung
  • Ableitung von Maßnahmen nach einer Mitarbeiterbefragung
  • Sicherheitskultur verbessern: Sicherheit und Gesundheit gemeinsam leben

Informationen, Beispiele und Hilfen zum Ideen-Treffen unter: https://www.dguv.de/de/praevention/themen-a-z/kmu/ideen-treffen/index.jsp

So geht’s richtig: In fünf Schritten zum Ideen-Treffen | © DGUV I 206-007, 2022
So geht’s richtig: In fünf Schritten zum Ideen-Treffen ©DGUV I 206-007, 2022

DGUV Ideen-Treffen: flexibel, partizipativ, zielführend

Die Ideen-Treffen erfüllen in vielerlei Hinsicht die eingangs genannten Anforderungen.

So zeigt sich die Flexibilität der Methode bereits beim Einsatz in verschiedensten Branchen. Ursprünglich für Kleinbetriebe im Gewerbe gedacht, hat sich die Anwendung in unterschiedlichen Verwaltungsbereichen des öffentlichen Dienstes ebenso bewährt. Dabei zeigte es sich, dass die Verwendung in landesweiten oder kommunalen Einrichtungen gleichermaßen erfolgreich möglich ist.

Praxisbeispiele

Anstelle einer Befragung können die Ideen-Treffen zur Ermittlung der psychischen Belastung genutzt werden. Dies bietet sich vor allem bei sehr kleinen Organisationen und bei Behördenstrukturen an, die zwar inhaltlich als eine zentrale Einheit zu sehen, aber regional in viele kleine Verwaltungseinheiten vor Ort gegliedert sind. Befragungsergebnisse können nicht auf kleine Einheiten heruntergebrochen werden, damit die Anonymität gewährleistet ist. Bei den Ideen-Treffen wird die Vertraulichkeit gewahrt, indem nur die gefundenen Ideen und Lösungen weitergegeben werden, zum Beispiel in einen Steuerungskreis Sicherheit und Gesundheit. Dieser verfolgt und begleitet die Umsetzung der Ideen.

Auch die Reihenfolge der Schritte wird je nach Einsatzgebiet sinnvoll variiert. Nutzt man die Ideen-Treffen als Methode zur Ableitung von Maßnahmen nach einer erfolgten Mitarbeiterbefragung, werden die Schritte eins und zwei getauscht. Man setzt erst die aus der Befragung erkannte Gefährdung als Thema fest und fragt danach: Was läuft gut? Was könnte verbessert werden? Das Herzstück – Lösungen und Ideen finden – und die weiteren Schritte schließen sich wie gehabt daran an.

Häufig ist es der Bereich „Information und Kommunikation“, in dem sich bei der Ermittlung der psychischen Belastung ein Handlungsbedarf herausstellt. Die Frage „Was läuft gut?“ öffnet den Blick für bereits gut funktionierende Prozesse in diesem Feld wie zum Beispiel „In unserem Team läuft die Kommunikation sehr gut“ oder „Im Allgemeinen sind alle sehr hilfsbereit“. Die Frage „Was läuft nicht?“ konkretisiert die Schwachstellen: „Die Absprache zwischen den Referaten läuft nicht“, „Abteilungsübergreifend wissen wir nicht, was die anderen machen“ oder „Wir erfahren erst aus der Zeitung, wer unser neuer Präsident wird“. Meist haben die Beschäftigten bereits gute Lösungen parat, die konkret zu ihrem Arbeitsalltag passen. Vom grünen Tisch aus würde man vielleicht als Maßnahme zur Absprache zwischen den Referaten eine wöchentliche Besprechung von zwei Stunden anbieten. In den Ideen-Treffen kommt heraus: Alle vier Wochen ein Jour fixe für eine halbe Stunde mit den anderen Referaten zusammen reicht schon aus.

DGUV Ideen-Treffen digital

Nicht zuletzt lässt sich mithilfe der Ideen-Treffen die Digitalisierung aufgreifen, nutzen oder sogar voranbringen. Pandemiebedingt wurden die Ideen-Treffen in digitale Formate umgesetzt, mit den gleichen guten Ergebnissen wie in Präsenzform. Manche Verwaltung nutzt diese Erfahrung als ein weiteres Argument, mit entsprechender Hard- und Software für alle Beschäftigten ausgestattet zu werden, um für die Digitalisierung gerüstet zu sein.

Fazit

Die Ideen-Treffen als systematische und partizipative Methode ermöglichen kontinuierliche Verbesserungsprozesse für nahezu alle Teams, Betriebe oder Verwaltungen, unabhängig von Größe und Branche. Sie sind für verschiedenste betriebliche Problemstellungen einsetzbar, von der Unfallverhütung bis zur Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren. Sie sind zwar kein Allheilmittel für alle Problemstellungen unserer Zeit, können aber durch die Förderung von Kreativität und Innovation auf betrieblicher Ebene einen tragfähigen Unterbau erzeugen, auf dessen Basis verschiedenste Organisationen ihre jeweiligen Beiträge auch im Hinblick auf die großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich beisteuern können. Da sie insbesondere auch zur nachhaltigen Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit im Betrieb eingesetzt werden können, sind und bleiben die Ideen-Treffen aus Sicht der Präventionsdienste der Unfallversicherungsträger ein sehr empfehlenswertes Instrument, von dem – erst recht nach der erfolgten Aktualisierung – auch zukünftig noch einiges zu erwarten sein dürfte.