Eine neue Normalität – die BG Kliniken während der Corona-Krise
Mit der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus im ersten Quartal 2020 wird auch das deutsche Gesundheitswesen vor bislang ungekannte Herausforderungen gestellt. Der Einsatz gegen die Pandemie erfordert ein intensives Krisenmanagement aller Beteiligten, auch der Kliniken der gesetzlichen Unfallversicherung. Gleichzeitig ändern sich die Rahmenbedingungen oftmals kurzfristig, sodass schnelle und doch überlegte Entscheidungen notwendig sind, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie den Schutz der Beschäftigten zu gewährleisten. Ein Protokoll.
6. März 2020
Mitte Februar 2020 hat der Ausbruch des Coronavirus Europa und damit Deutschland erreicht. Die rasante Ausbreitung wird durch alle Institutionen des Gesundheitswesens aufmerksam beobachtet. Mit Einberufung eines konzernübergreifenden Krisenstabs Anfang März legen die BG Kliniken den Grundstein für ein abgestimmtes Vorgehen im Umgang mit SARS-CoV-2 und der Atemwegserkrankung COVID-19. Zeitgleich bauen auch die Klinikstandorte lokale Krisenstäbe auf. Deren Aufgabe ist es, permanent die Lage zu bewerten und in Abstimmung mit Gesundheitsbehörden und der Konzernleitung auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.
Reinhard Nieper, Vorsitzender der Geschäftsführung: "Uns war schnell klar, dass wir es mit einer tief greifenden Krisensituation zu tun haben, die die enge Zusammenarbeit aller BG Kliniken im Konzern erfordert. Wir haben daher frühzeitig damit begonnen, den Austausch zwischen der Holding und allen Standorten zu intensivieren, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, am Coronavirus erkrankten Patienten zu helfen, die Virusverbreitung einzudämmen und mit vereinten Kräften zur Lösung dieser schweren Krise beizutragen."
Auch wenn in den BG Kliniken Anfang März noch keine bestätigten Fälle auftreten, ist doch bereits eine zunehmende Zahl von Erkrankten zu verzeichnen, die mit dem Verdacht auf COVID-19 vorstellig werden.
13. März 2020
Neben der Frage, wie die Versorgung der Patientinnen und Patienten weiterhin mit größtmöglicher Sicherheit umgesetzt werden kann, muss insbesondere der Umgang mit den knappen Ressourcen der Kliniken für die zu erwartende Nachfrage durch Akutbehandlungen erörtert werden. Darüber hinaus werden neue Regelungen abgestimmt, zum Beispiel zur Verschiebung von elektiven Eingriffen oder für Besuche in den Kliniken.
Um der Ausbreitung des Coronavirus durch Minimierung sozialer Kontakte entgegenzutreten, werden Dienstreisen und Arbeitstreffen sowie Gremiensitzungen in allen BG Kliniken ausgesetzt oder nur noch virtuell abgehalten. Unterstützt werden die BG Kliniken dabei von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die kontinuierlich Handlungsempfehlungen für die Eindämmung des Coronavirus entwickelt und deren Umsetzung begleitet. Aber auch mit der DGUV und den anderen Unfallversicherungsträgern stehen die BG Kliniken in engem Austausch, um ein einheitliches Vorgehen innerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung zu ermöglichen.
Uns war schnell klar, dass wir es mit einer tief greifenden Krisensituation zu tun haben, die die enge Zusammenarbeit aller BG Kliniken im Konzern erfordert.
An allen Standorten wird von einem stark steigenden Bedarf an Schutzausrüstung berichtet, insbesondere der Verbrauch von Desinfektionsmitteln erhöht sich. Die örtlichen Apotheken beginnen, Möglichkeiten der eigenen Herstellung zu prüfen, und der Bereich Einkauf und Logistik der BG Kliniken intensiviert die Markterkundung zum Erwerb von Schutzprodukten.
20. März 2020
Die BG Kliniken arbeiten mit Hochdruck daran, alle Empfehlungen und Anweisungen der zuständigen Behörden, der Bundesregierung sowie der Landesregierungen und des Robert Koch-Instituts (RKI) umzusetzen. Dazu gehört vor allem der Aufbau weiterer Beatmungs- und Intensivkapazitäten.
Besondere Einschränkungen gelten für die BG Kliniken für Berufskrankheiten in Bad Reichenhall und Falkenstein. Etwa 75 Prozent ihrer Patientinnen und Patienten leiden unter Atemwegs- und Lungenerkrankungen und sind im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 besonders gefährdet. Aus diesem Grund haben beide Kliniken mit der Rückführung der Patientinnen und Patienten in ihre Heimatorte begonnen – der Betrieb wird bis auf Weiteres eingestellt.
27. März 2020
Inzwischen wurden in mehreren BG Kliniken Patientinnen und Patienten positiv auf das Coronavirus getestet. Einige von ihnen sind oder waren auf den örtlichen Intensiv- und Normalstationen in Behandlung, während andere kurzfristig in häusliche Quarantäne entlassen werden konnten. Auch unter den Beschäftigten gibt es einige wenige bestätigte Fälle, die isoliert werden müssen.
In der Therapie und Rehabilitation wird das Angebot insbesondere durch die reduzierte Nachfrage von Patientinnen und Patienten sowie Zuweiserinnen und Zuweisern weiter verringert. Dennoch stehen die BG Kliniken weiterhin zur Verfügung, insbesondere für Rehabilitationsmaßnahmen, die nach einer Akutbehandlung nötig sind. Dazu befinden sich die BG Kliniken in engem Austausch mit Unfallversicherungsträgern und DGUV-Landesverbänden. Die UVT Servicezentren der Standorte setzen sich mit dem Reha-Management per Video-Anruf, telefonisch oder per E-Mail in Verbindung und informieren regelmäßig über die jeweilige Situation vor Ort.
3. April 2020
Die steigenden Fallzahlen in Deutschland haben mittlerweile auch zu einer moderaten Zunahme an Verdachts- oder bestätigten Fällen in den BG Kliniken geführt. Neben der Einbindung in lokale und regionale Krisenmanagementstrukturen machen sich Kooperationen mit anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens positiv bemerkbar. So kooperieren die BG Kliniken bundesweit eng mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr und auf Landesebene mit anderen Krankenhausträgern, etwa bei der Errichtung eines Corona-Behandlungszentrums in Berlin. Hier haben die BG Kliniken die Projektleitung im Bereich Bau für das 500 Betten umfassende Krankenhaus auf dem Messegelände der Hauptstadt übernommen.
Auch über Deutschlands Grenzen hinweg helfen die BG Kliniken: Das Bergmannstrost Halle übernimmt vier COVID-19-Intensivpatientinnen und -patienten aus dem italienischen Bergamo, das besonders schwer von der Pandemie betroffen ist.
10. April 2020
Deutschland erlebt nunmehr die dritte Woche, in der soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt sind und das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Die Fallzahlen haben in dieser Woche in den BG Kliniken erneut moderat zugenommen, allerdings ohne die Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie die infrastrukturelle Ausstattung mit Beatmungsgeräten oder Schutzausrüstung zu beeinträchtigen. Auch wenn regionale Unterschiede feststellbar und einige Standorte nur mittelbar belastet sind: Die Corona-Krise ist jetzt in allen BG Kliniken angekommen. Gleichzeitig zeigt sich bundesweit eine Welle der Solidarität mit dem ärztlichen Personal und Pflegekräften, die sich Tag für Tag gegen das Coronavirus einsetzen.
Die Aufnahme ausländischer Patientinnen und Patienten war für uns selbstverständlich. Die BG Kliniken sind als überregionale Traumazentren auf die Versorgung von besonders schwer erkrankten Menschen spezialisiert.
Zeichen der Solidarität gibt es auch international: Nach Halle nimmt das Bergmannsheil Bochum drei ausländische Intensivpatientinnen und -patienten auf, die aus den Niederlanden in das Universitätsklinikum verlegt werden.
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer Medizin: "Die Aufnahme ausländischer Patientinnen und Patienten war für uns selbstverständlich. Die BG Kliniken sind als überregionale Traumazentren auf die Versorgung von besonders schwer erkrankten Menschen spezialisiert – unsere Kompetenzen im Umgang mit Intensivpatienten haben maßgeblich dazu beigetragen, den niederländischen und italienischen Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen und das Versorgungssystem unserer europäischen Nachbarn zu entlasten."
Nachdem die Kliniken für Berufskrankheiten in Falkenstein und Bad Reichenhall die Behandlungen von Versicherten aussetzen mussten, wird die Klinik in Bad Reichenhall inzwischen für die Nachbehandlung der an COVID-19 Erkrankten aus der Region wieder in Betrieb genommen.
17. April 2020
Die Situation scheint sich wenigstens in Deutschland zu stabilisieren. Dennoch sind Krankenhäuser weiterhin durch Bund und Länder angehalten, Behandlungskapazitäten frei zu halten, um schnellstmöglich auf einen erneuten Anstieg der Fallzahlen reagieren zu können. Dies bedeutet aber auch, dass Betten ungenutzt bleiben. Daraus resultiert ein schwieriger Spagat: Einerseits müssen Kapazitäten für die Behandlung der an COVID-19 Erkrankten vorgehalten werden, andererseits verursacht die niedrige Auslastung massive Einnahmeverluste. Diese Situation wird verschärft durch zahlreiche Patientinnen und Patienten, die aus Angst vor einer Coronavirus-Infektion von sich aus Operationen und andere Behandlungen absagen. Weiterhin verzeichnen die BG Kliniken einen Rückgang an Patientinnen und Patienten mit Arbeitsunfällen, weil zahlreiche Unternehmen wegen der Pandemie ihren Betrieb reduzieren oder sogar ganz einstellen müssen.
24. April 2020
Angesichts weiterhin verhältnismäßig weniger COVID-19-Fälle, beginnen die BG Kliniken, die Auslastung moderat zu erhöhen und erste, dringende Operationen wieder durchzuführen. Die Rückkehr zu einem "neuen" Normalbetrieb wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die verschiedenen Unternehmensbereiche sind damit befasst, diesen Weg zu ebnen und gleichzeitig für die Sicherheit von Patientinnen, Patienten und Beschäftigten zu sorgen.
1. Mai 2020
Die BG Kliniken haben in den vergangenen Tagen weiterhin Vorbereitungsmaßnahmen zur Wiederaufnahme des Normalbetriebs getroffen. Neben elektiven Eingriffen werden wieder Sprechstunden angeboten und OP-Säle geöffnet, um die Auslastung zu erhöhen.
Prognosen gehen davon aus, dass die Menschen in Deutschland lernen müssen, langfristig mit SARS-CoV-2 umzugehen. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb bedeutet daher, dass es sich um einen 'Normalbetrieb mit dem Coronavirus' handeln wird.
Um Patientinnen, Patienten und Beschäftigte dabei keinem Infektionsrisiko auszusetzen, gelten sehr restriktive Zugangsregelungen: Besuch auf dem Kliniksgelände ist weiterhin nur in Ausnahmefällen gestattet und auch Patientinnen und Patienten müssen sich an zahlreiche Sonderregeln halten, zum Beispiel das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes innerhalb von Gebäuden.
Die Stabilisierung der Lage hat auch Auswirkungen auf die BG Kliniken für Berufskrankheiten. So soll wieder zeitnah in der BG Klinik für Berufskrankheiten in Falkenstein ein sehr eingeschränkter Normalbetrieb aufgenommen werden. Es handelt sich dabei überwiegend um Versicherte, die zur Behandlung von Hauterkrankungen in die Klinik kommen.
8. Mai 2020
Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die Menschen in Deutschland lernen müssen, langfristig mit SARS-CoV-2 und der Lungenerkrankung COVID-19 umzugehen. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb bedeutet daher immer, dass es sich um einen "Normalbetrieb mit dem Coronavirus" handeln wird. Darauf müssen sich auch die BG Kliniken und alle anderen Einrichtungen der gesetzlichen Unfallversicherung nun einstellen.