Schwerpunkt
Ausgabe 5/2025

DGUV Vorschrift 2

Schwerpunkt

Sieben Dinge, die Sicherheit und Gesundheit im Unternehmen spürbar beeinflussen

Key Facts:
  • Insbesondere sieben Änderungen in der überarbeiteten Vorschrift 2 eröffnen neue Möglichkeiten, um das Beste aus dem fachkundigen Rat von Betriebsärztinnen und Betriebsärzten sowie Fachkräften für Arbeitssicherheit zu machen
  • Die Anpassungen unterstützen Unternehmen, bei der Organisation von Sicherheit und Gesundheit im Betrieb rechtlich auf der sicheren Seite zu sein
  • Unter anderem werden zentrale Begriffe klarer definiert und in einer neuen DGUV Regel konkret erläutert

Seit November 2024 steht ein neuer Mustertext der überarbeiteten DGUV Vorschrift 2 bereit, um Sicherheit und Gesundheit im Betrieb mit Unterstützung von Fachleuten zu organisieren. Die trägerspezifischen Fassungen werden schrittweise in Kraft gesetzt.

Einsatz digitaler Technologien in der betriebsärztlichen Betreuung

Key Facts:
  • Ärztemangel und demografischer Wandel erfordern den Einsatz der digitalen Technologien, um medizinische Betreuung flexibler und effizienter zu gestalten
  • Der Einsatz der digitalen Technologien verbessert die Versorgung, optimiert Arbeitsprozesse und unterstützt Unternehmen bei gesetzlichen Vorgaben, kann aber betriebsärztliche Betreuung in Präsenz nicht vollständig ersetzen
  • Digitale Technologien ergänzen persönliche Betreuung und erfordern rechtliche sowie technische Rahmenbedingungen

Der Fachkräftemangel fordert die betriebsärztliche Betreuung heraus. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bieten Lösungen – von digital erbrachten Beratungsleistungen bis zu telemedizinischen Anwendungen. Die DGUV Vorschrift 2 legt die Basis für deren effektive Nutzung bei gleichbleibender Betreuungsqualität.

Physische Präsenz des Betriebsarztes oder der Betriebsärztin bleibt unverzichtbar

Key Facts:
  • Susanne H. Liebe, Fachärztin für Arbeitsmedizin, betont im Interview die Bedeutung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für eine effizientere betriebsärztliche Betreuung. Als Präsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. (VDBW) setzt sie sich für die Integration von Telemedizin und digitalen Lösungen ein, um die betriebsärztliche Beratung bundesweit flexibler zu gestalten.

Digitale Informations- und Kommunikationstechnologien bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit in der betrieblichen Organisation von Sicherheit und Gesundheit. Mit der Integration digitaler Lösungen in die betriebsärztliche Praxis gehen sowohl Chancen als auch Herausforderungen einher.

Kleinbetriebsbetreuung neu orchestriert: zwei Instrumente, drei Klänge

Key Facts:
  • Die DGUV Vorschrift 2 und der Fachdialog zur alternativen Betreuung von Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) stellen den Prozess der Gefährdungsbeurteilung in den Mittelpunkt
  • Der Ausbau von Kompetenzzentren (KPZ), der Einsatz von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und die Öffnung der sicherheitstechnischen Fachkunde für weitere Berufsgruppen verbessern die Ausgangsbedingungen für KKU
  • Die Ergebnisse des Fachdialogs erweitern das Beratungsangebot der Berufsgenossenschaften für kleine Betriebe, führen zu einer nachhaltigeren Begleitung in der alternativen Betreuung und erleichtern den Zugang zu Betreuungsleistungen

Von der kleinen Schreinerei bis zum großen Automobilhersteller – Arbeitgebende sind für Sicherheit und Gesundheit im Betrieb verantwortlich. Bedarf, Verhältnisse und Ressourcen unterscheiden sich zwischen den Betriebsgrößenklassen grundlegend. Die neue DGUV Vorschrift 2 und der Fachdialog zur alternativen Betreuung von KKU eint ein Ziel: eine wirksame betriebliche Betreuung von KKU.

„Deutlich höherer Handlungsspielraum für Betriebe“

Key Facts:
  • Diplom-Ingenieur Joachim Fischer ist Leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie Leiter Arbeitsschutz und Strahlenschutzbevollmächtigter im Fraport-Konzern Frankfurt. Zudem leitet er den Fachbereich Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Sifa) im Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e. V. (VDSI). Im Interview erläutert er, welche Verbesserungen die neue DGUV Vorschrift 2 mit sich bringt, aber auch, vor welchen Herausforderungen Kleinst- und Kleinbetriebe weiterhin stehen.

Unter anderem die Fachkräfte für Arbeitssicherheit unterstützen die Betriebe bei der Organisation von Sicherheit und Gesundheit. Um die Anforderungen verständlicher zu gestalten und die Effektivität der bestellten Fachleute zu verbessern, wurde die DGUV Vorschrift 2 überarbeitet.

Neue Impulse für eine interdisziplinäre Beratung der Betriebe

Key Facts:
  • Die Aufnahme weiterer Professionen beziehungsweise Berufsgruppen für die Beratung der Betriebe gemäß DGUV Vorschrift 2 wird die Qualität der Betreuung der Betriebe verbessern
  • Insbesondere Beratungen zu psychischen Belastungen und deren Prävention erfordern ein Fachwissen, das im Rahmen der Betreuung nach DGUV Vorschrift 2 gestärkt werden kann
  • Mit der Änderung der DGUV Vorschrift 2 ist die Grundlage dafür geschaffen, in überbetrieblichen und größeren innerbetrieblichen Diensten die Probleme von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit interdisziplinär anzugehen

Der Wandel der Arbeitswelt führte bereits in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Bedarf an neuen Themen der Betriebsberatungen, die nach der DGUV Vorschrift 2 durchgeführt werden. Die Neufassung der Vorschrift greift diesen neuen Beratungsbedarf auf und schafft den rechtlichen Rahmen dafür, dass die passenden Berufsgruppen ebenfalls legal Betriebsberatungen durchführen können.

Neue Chancen für die multidisziplinäre Zusammenarbeit in der betrieblichen Betreuung

Key Facts:
  • Prof. Dr. Sabine Rehmer von der SRH University ist Leiterin des Masterstudiengangs „Arbeits- und Organisationspsychologie mit dem Schwerpunkt Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitswelt“ (M. Sc.) und Vorstandsmitglied im Fachverband Psychologie für Arbeitssicherheit und Gesundheit e. V. (FV PASiG). Im Interview erläutert sie die Chancen der multidisziplinären Zusammenarbeit sowie die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeits- und Organisationspsychologinnen und -psychologen hinsichtlich einer Mitwirkung in der betrieblichen Betreuung.

Die neue DGUV Vorschrift 2 macht eine Sifa-Qualifizierung für Arbeits- und Organisationspsychologinnen und -psychologen zugänglich. Spezialisierungen in Arbeits- und Organisationspsychologie sowie betrieblicher Gesundheit erfolgen durch ein Studium oder Weiterbildungen. Die Möglichkeiten, die sicherheitstechnische Fachkunde zu erlangen, sollen noch weiter ausgebaut werden.

„Die Vorschrift ist ein lebendiges Instrument der Zusammenarbeit“

Key Facts:
  • Die Vorsitzenden des Grundsatzausschusses Prävention der DGUV Saskia Osing von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Katrin Willnecker von der Gewerkschaft ver.di geben eine Einschätzung zu der neuen DGUV Vorschrift 2 und einen Ausblick auf zukünftige Themenfelder der betrieblichen Betreuung.

Das Ehrenamt hat bei der Neukonzeption der DGUV Vorschrift 2 eng zusammengearbeitet. Welche Verbesserungen wurden erzielt und an welchen Stellen gibt es weiter Handlungsbedarf? Diese Fragen beleuchtet das Interview aus verschiedenen Blickwinkeln.

Agenda

„Null Toleranz bei Gewalt“ – Gewaltprävention im Fokus im Landratsamt Rastatt

Key Facts:
  • Mit dem Konzept „Null Toleranz bei Gewalt“ fokussiert das Landratsamt Rastatt eine nachhaltige und ganzheitliche Gewaltprävention
  • Gewaltprävention ist in die Gefährdungsbeurteilungen integriert und technische, organisatorische sowie personelle Maßnahmen greifen ineinander
  • Mitte 2023 wurde die Projektgruppe „Null Toleranz bei Gewalt“ gegründet, die eine Grundsatzerklärung, Workshops und umfassende Maßnahmen einschließlich baulicher Anpassungen umsetzte

Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind immer wieder von Gewaltsituationen betroffen. Welche Maßnahmen können Arbeitgebende ergreifen, um ihre Beschäftigten zu schützen? Beim Landratsamt Rastatt war das Thema Gewaltprävention im Zuge der systematischen, hausweiten Erstellung der Gefährdungsbeurteilungen bereits seit vielen Jahren ein Thema.

„Stark sind wir, wenn Ehrenamt und Hauptamt gemeinsam Themen aufgreifen und lösen“

Key Facts:
  • Dr. Stefan Hussy, scheidender Hauptgeschäftsführer der DGUV, Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, spricht im Interview über seine Amtszeit und über die Herausforderungen, die vor der gesetzlichen Unfallversicherung liegen.

Die gesetzliche Unfallversicherung wird in diesem Jahr 140 Jahre alt. Wie tragfähig ist ihr Fundament angesichts der aktuellen politischen Lage? Dr. Stefan Hussy erinnert an den sozialen Beitrag des Systems und weist auf notwendige Veränderungen hin.

Impfschaden als Arbeitsunfall

Bei der Teilnahme an einer Grippeschutzimpfung für Beschäftigte in einer Krankenhausküche kann sich die betriebliche Handlungstendenz auch aus dem allgemeinen personalwirtschaftlichen Ziel ergeben, grippebedingte Fehl- und Ausfallzeiten durch Präventivmaßnahmen zu vermeiden und ferner besonders vulnerable Patientinnen und Patienten keinem Ansteckungsrisiko auszusetzen.